350 Nazis konnten ersten CSD in Grevesmhlen nicht verhindern
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350 Nazis konnten ersten CSD in Grevesmhlen nicht verhindern

Der erste Christopher Street Day (CSD) in Grevesmhlen hat am Samstag eine gute Resonanz gefunden, doch blieb die Teilnahme hinter den Erwartungen der Initiator*­innen zurck. «Ich bin sicher, dass deutlich mehr queere Menschen gekommen wren. Viele haben sich aber durch die angekndigte Gegendemo der Rechtsextremisten abschrecken lassen», sagte Roy Rietentidt, Geschftsfhrer des LSVD-Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern.

Er habe Verstndnis fr eine solche Reaktion, doch sei Angst ein schlechter Ratgeber, wenn es darum gehe, grundlegende Rechte zu verteidigen. Liebe msse strker sein als Hass. Das sei auch die Kernbotschaft der CSD-Bewegung, die sich nicht einschchtern lassen drfe, betonte Rietentidt. Enttuscht uerte er sich, dass Landrat Tino Schomann (CDU) nicht am CSD teilnahm. Er habe kurzfristig abgesagt.

Werben fr Toleranz, Demokratie und Mitmenschlichkeit

Nach Angaben der Polizei hatten sich rund 1.000 Menschen dem stimmungsvollen Zug durch die Kleinstadt in Nordwestmecklenburg angeschlossen, die laut Rietentidt erstmals Gastgeber eines CSD war. Auf Kundgebungen und an Informationsstnden wurde fr Toleranz, Demokratie und Mitmenschlichkeit geworben. Unter dem Motto «Unsere Liebe ist strker als Euer Hass» hatten die Organisator*innen dazu eingeladen, «sich fr eine vielfltige Gesellschaft und die Rechte queerer Menschen einzusetzen». Die Veranstalter*innen sprachen von rund 1.500 Teilnehmenden.

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Unmittelbar vor dem Start protestierten nach Polizeiangaben etwa 350 Anhnger der rechtsextremen Szene gegen die Veranstaltung. Die Initiatoren um einen bekannten Neonazi aus der Region hatten ihre Aktion unter das Motto «Fr Familie, Heimat und Tradition statt CSD, Pdophilie und Perversion!» gestellt.

Heftige Kritik an Neonazi-Gegendemo

Die Grnen-Landtagsabgeordnete Anne Shepley nannte das Motto widerwrtig. Es diffamiere queere Menschen und suggeriere kriminelles Verhalten. «Hier wird versucht, gesellschaftliche Selbstverstndlichkeiten wieder infrage zu stellen: dass jeder Mensch das Recht hat, frei, sicher und in Wrde zu leben», erklrte sie.

Brgermeister Lars Prahler sah darin eine «menschenverachtende Verunglimpfung von queeren Personen», gegen die klar, aber friedlich Stellung bezogen werden msse. Prahler besuchte den CSD, ergriff nach Angaben Rietentidts entgegen den Erwartungen aber nicht das Wort.

Laut Polizei hatten am Mittag insgesamt etwa 380 Menschen bei zwei Versammlungen am Bahnhofsvorplatz und am Brgerpark lautstark gegen den Marsch der Rechtsextremisten protestiert. Viele von ihnen htten sich dann aus Solidaritt beim CSD eingereiht.

280 Polizeibeamt*innen im Einsatz

Zusammenste habe es bis zum frhen Abend nicht gegeben. Doch seien Ermittlungsverfahren unter anderem wegen Versten gegen das Versammlungsgesetz, Vermummung sowie Schutzbewaffnung eingeleitet worden. In zwei Fllen werde das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen strafrechtlich verfolgt.

Die Ordnungskrfte waren den Angaben zufolge mit einem Groaufgebot von etwa 280 Polizeibeamt*innen im Einsatz. Polizei und Versammlungsbehrde hatten an alle Teilnehmer*innen und Besucher*innen appelliert, «das Recht auf freie Meinungsuerung in einem respektvollen Miteinander wahrzunehmen» und so einen strungsfreien Ablauf aller Versammlungen zu gewhrleisten.

Die CSD-Organisator*innen sprachen am Samstagabend von einem «vollen Erfolg». «Trotz massiver Anfeindungen und offener Gewaltaufrufe von Rechtsextremen im Vorfeld konnte die Community weitestgehend strungsfrei demonstrieren», erklrten sie in einer Pressemitteilung. «Der CSD Grevesmhlen konnte ein starkes Signal senden: Wir lassen uns das Demonstrieren nicht nehmen auch nicht auf dem Land», so CSD-Co-Moderator Sebastian Hller. (cw/dpa)