Senatorin uert sich nicht zu schwulenfeindlichem Mobbingfall an Schule
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Senatorin uert sich nicht zu schwulenfeindlichem Mobbingfall an Schule

Berlins Bildungssenatorin Katharina Gnther-Wnsch hlt sich mit Informationen und Bewertungen zu einem mutmalichen Mobbingfall an einer Grundschule in Moabit zurck. «Wie Sie wissen, geben wir zu Personaleinzelangelegenheiten grundstzlich keine Auskunft», sagte die CDU-Politikerin im Abgeordnetenhaus auf die Frage eines Parlamentariers.

«Grundstzlich mchte ich aber auch betonen, dass wir selbstverstndlich mit allen Fllen, die bekanntwerden, hchst sensibel umgehen und diesen umgehend nachgehen.» Ziel sei dabei, Betroffenen entsprechende Untersttzungsangebote machen zu knnen.

«Du Schwuler, geh weg von hier»

Ein schwuler Lehrer soll nach eigenen Angaben an der Carl-Bolle-Grundschule in Moabit von Schlern aus muslimischen Familien monatelang beschimpft, beleidigt und gemobbt worden sein. Er schilderte seinen Fall in der «Sddeutschen Zeitung», die ihn Anfang der Woche verffentlicht hatte (Bezahlartikel). Demnach htten muslimische Schler*innen ber ihn gesagt, er werde «in der Hlle landen. Dabei zitierte die Mnchner Zeitung etwa einen Fnftklssler, der dem Lehrer die Worte an den Kopf geworfen haben soll: «Du Schwuler, geh weg von hier. Der Islam ist hier der Chef.»

Dieser Vorfall habe wie andere trotz Meldungen des Lehrers keine Konsequenzen gehabt; vielmehr ging die Schulleitung sogar rechtlich gegen den Schwulen vor, nachdem offensichtlich queerfeindliche Eltern sich ber ihn beschwert hatten. ber den Fall hatte im Februar bereits die «Mrkische Oderzeitung» berichtet, die erneute Berichterstattung schlug jetzt aber hhere Wellen.

Gnther-Wnsch verwies im Abgeordnetenhaus auf Hilfsstrukturen. In dieser Legislaturperiode sei es gelungen, erstmalig nach vielen Jahren die Stellen der Antidiskriminierungsbeauftragten und der Antimobbing-Beauftragten zu besetzen und hier auch weiteres Personal anzustellen. Damit gebe es nun eine Anlaufstellen in der Senatsbildungsverwaltung. Erst vor wenigen Monaten wurde die Senatorin jedoch noch kritisiert, weil sie bei queeren Hilfsprojekte den Rotstift ansetzte (queer.de berichtete).

Krisenteams und Notfallplne

«Selbstverstndlich haben betroffene Lehrkrfte, ebenso aber auch Schler immer die Mglichkeit, zu Krisenteams oder Vertrauenslehrkrften vor Ort an ihren Schulstandort zu gehen.» Sie knnten auch das «Qualitts- und Beschwerdemanagement» der Senatsbildungsverwaltung nutzen und das Berliner Netzwerk gegen sexuelle Gewalt.

berarbeitete Notfallplne und Notfallordner setzten Lehrkrfte in die Lage, Diskriminierung an ihrer Schule zu erkennen und festzustellen, um welche Art von Diskriminierung es gehe. Dort sei auch festgehalten, wie damit umzugehen sei und an wen man sich wenden knne. Eine Statistik, wie oft homosexuelle Lehrkrfte Opfer von Mobbing werden, gibt es nach Angaben der Senatorin nicht.

Bundesverband Queere Bildung: Kein Einzelfall

Nach Einschtzung des Bundesverbands Queere Bildung handelt es sich bei dieser Mobbingattacke um keinen Ausnahmefall. «Queerfeindliche Haltungen zeigen sich auch im Kontext Schule mittlerweile vehementer als noch vor einigen Jahren», sagte Vorstandsmitglied Rebecca Knecht auf dpa-Anfrage.

Das Phnomen religis motivierter Abwertung queerer Menschen sei dabei schon lnger bekannt. Dabei seien aber nicht nur muslimische Argumentationsmuster zu beobachten, sondern auch christliche. «Wir sehen auerdem einen groen Zuwachs rechtsmotivierter Queerfeindlichkeit.»

Ob Lehrkrfte offen mit ihrer Homosexualitt umgehen sollten, lsst sich nach Knechts berzeugung nicht pauschal beantworten: «Es muss immer eine individuelle Entscheidung ber ein Coming-out sein.» Ganz viele Lehrkrfte berichteten, dass es einen befreienden Effekt haben knne. «Aber natrlich kann niemand von auen vorhersagen, wie sich das an einer bestimmten Schule abspielen wird.»

Insgesamt gebe es dort beim Umgang mit Vielfalt groe Unterschiede: «Es gibt Schulen, da gibt es ganz viel Engagement und prventive berlegungen, wie wir mit Diskriminierungsfllen umgehen knnen», sagte Knecht.

«Es gibt andere Schulen, an denen das nicht der Fall ist und sich Schulleitungen wenig fr das Thema interessieren oder selbst vorurteilsbehaftet sind.» Insgesamt htten viele Schulen in dieser Hinsicht noch Luft nach oben. (dpa/cw)