Bjrn Hcke: «Mnner in der Politik verschwulen»
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Bjrn Hcke: «Mnner in der Politik verschwulen»

«Das kann doch kein Erziehungsziel einer Schule sein, die Kinder dazu zu zwingen, diese sexuelle Andersartigkeit, die in vielen Fllen sexuelle Perversitt bedeutet, nicht nur zu tolerieren, sondern positiv zu finden.» Fast neun Jahre alt sind diese Worte, mit denen der AfD-Politiker Bjrn Hcke im September 2016 neue hessische Richtlinien zur Schulaufklrung ber queere Menschen mit dem Ziel der Akzeptanz von Minderheiten im Rahmen der Sexualerziehung kommentierte.

Wie auch queer.de damals berichtete, forderte der Vorsitzende der Thringer AfD-Fraktion, «ideologische Experimente an unseren Kindern» zu stoppen: Lehrplne, «die die natrliche Vereinigung von Mann und Frau relativieren und die Sexpraktiken irgendwelcher lautstarker Minderheiten als nachahmenswerte Normalitt anpreisen», seien ersatzlos zu streichen. «Wir werden diesem Zeitgeist, diesem unsglichen, diesem unglcklichen, diesem perversen Zeitgeist, anders kann man es nicht sagen, niemals nachgeben.»

Es sind Worte und Gedanken, die noch immer schockieren, und Worte und Gedanken, die seitdem von immer mehr AfD-Politiker*innen in immer mehr Parlamenten und Gremien geuert, von immer mehr Brger*innen auch in sozialen Netzwerken verbreitet werden.

Wie konnten Hcke und die AfD in rund einem Jahrzehnt einen solchen Einfluss bekommen? Mit Fragen wie diesen befasst sich die Biografie «Hcke» (Amazon-Affiliate-Link ), die der «Welt»-Redakteur Frederik Schindler verfasst hat und gerade erschienen ist. Der Untertitel: «Ein Rechtsextremist auf dem Weg zur Macht. Die AfD und ihr gefhrlichster Vordenker.»

Hcke gegen Frauen in der Politik

Das bei Herder erschienene Buch mit rund 270 Seiten befasst sich mehrfach mit der Queer­feindlichkeit Hckes, etwa mit der auch auf diesem Portal 2018 dokumentierten Aussage, Homosexualitt sei zwar zu tolerieren, aber «auf der Grundlage unserer Rechtsnorm nicht zu akzeptieren». Das queer.de-Archiv und Hckes Auftritte in sozialen Netzwerken und Parlamenten sind voll von weiteren Beispielen.

Schindler hat aber auch weitere, bislang kaum oder nicht bekannte Beispiele zusammengetragen. Die frhere Thringer AfD-Landtagsabgeordnete Tosca Kniese, 2021 aus der Partei ausgetreten und inzwischen aus Landtag und Politik ausgeschieden, berichtete Schindler in einem Telefonat von einem weiteren Beispiel der Schwulen- und Frauenfeindlichkeit Hckes. Kurz nach ihrer Wahl in den Parteivorstand 2018, damals als stellvertretende Vorsitzende, habe Hcke ihr gesagt: «Frauen gehren nicht in die Politik». Und: «Mnner in der Politik verschwulen». Auf Rckfrage zu Frauen in der Politik habe er gesagt, dass diese «keine richtigen Politiker» seien.

Kaum in der ffentlichkeit beachtet wurde, dass Hcke krzlich in einem Verfahren vor dem Landgericht Halle, wo er zum zweiten Mal wegen einer Nazi-Parole verurteilt wurde, unter anderem den Detmolder Rechtsanwalt Hendrik Schnelle mandatiert hatte, der 2002 fr den Satz, man msse die Schwulen vergasen wie frher die Juden, zu einer Bewhrungsstrafe verurteilt wurde. Der damalige CDU-Ratsherr ist, so Schindler, inzwischen ein «Szeneanwalt der extremen Rechten», der auf seiner Homepage «schwulenfeindliche und den Nationalsozialismus relativierende Kariakturen» teile und zuletzt durch sein Bemhen, eine in seinem Besitz befindliche ehemalige Synagoge abreien zu lassen, Schlagzeilen machte. Nur ein Beispiel, wie Schindler auch das Umfeld Hckes beleuchtet, darunter seine Familie und seine Vertrauten in der Partei.

Hcke gegen die «Homo-Lge»

Das Buch bietet noch ein weiteres bislang unbekanntes Beispiel fr Hckes Queerfeindlichkeit. So soll er 2014, in den Anfngen der Partei, in einem internen Verteiler einen Artikel geteilt haben, in dem von einer «Homo-Propagandalge» und «Homoideologen» die Rede sei. «Anfhrer im Kampf fr ‚Homo-Rechte‘ wird normal», heit es weiter in dem von dem frheren US-Gay-Aktivisten Michael Glatze verfassten Text. Er sei «zur Homosexualitt» gekommen, da er nach dem frhen Tod seiner Eltern «bereits zerbrechlich» und «verwirrt» gewesen sei. Homosexualitt sei «von Natur aus pornographisch und zerstrerisch», schwuler Sex «nur ein neurotischer Prozess».

Hcke teilte also einen hasserfllten Text aus dem Homo-«Heiler»- und Ex-Gay-Umfeld, und das laut Schindler mit den folgenden eigenen Worten im Betreff: «Sensation, bitte weiter verbreiten: Ex-Homosexuellen-Fhrer wird Christ und lsst die Homo-Lge platzen! Das verschweigt unsere Presse!» Die Weiterverbreitung des Textes soll auch zu Widerspruch in der Verteilerliste gefhrt haben: Ein Empfnger habe sich ber den «als uerst homophob und menschenverachtend einzustufenden Text» beschwert und andere in der Partei gefragt, «ob Bjrn Hcke weiterhin derjenige sein soll, der Euch vorsteht und vertritt». (cw)

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