CSD Wittenberg: «Kein Kniefall vor dem Faschistenpack»
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CSD Wittenberg: «Kein Kniefall vor dem Faschistenpack»

Am Samstag hat in der Lutherstadt Wittenberg der erste Christopher Street Day (CSD) stattgefunden. Unter dem Motto «Vielfalt sichtbar machen!» versammelten sich rund 500 Teilnehmer*­innen in der Innenstadt. Die Demonstration wurde von verschiedenen zivilgesellschaftlichen Akteur*­innen organisiert und vom Verein Wittenberg Weltoffen gefrdert.

Der queere Demonstrationszug verlief vom Marktplatz durch die Innenstadt und fhrte letztendlich wieder zum Marktplatz zurck. Viele verschiedene Redebeitrge, ein DJ, Drag-Artists und Tanz prgten die Veranstaltung mageblich. Es gab ein vorgelesenes Gruwort des Oberbrgermeisters und verschiedene Ansprachen.

Auf der Bhne wandten sich die Organisator*­innen aber auch ganz konkret mit Forderungen an die Politik. Es wurden unter anderem die Finanzierung von Safe Spaces fr queere Jugendliche, Schulungen zur geschlechtlichen und sexuellen Vielfalt fr pdagogisches Personal in ffentlichen Institutionen sowie die Frderung von Stellen gegen Diskriminierung gefordert.

Rechte Gegendemonstration

Immer fter finden whrend CSD-Veranstaltungen auch rechtsextreme Gegendemonstrationen statt: Dbeln, Bautzen, Leipzig. Auch in Wittenberg hatten sich die Jungen Netionalisten (JN), die Jugendorganisation der Partei Die Heimat (vormals NPD), angekndigt. Das Motto ihrer zur Schau getragenen Menschenfeindlichkeit lautete: «Heimat, Familie und Nation statt CSD und Perversion». Unverhohlen antisemitisch wurden im Flyer die Worte «CSD» und «Perversion» in Buchstaben geschrieben, die dem Hebrischen nachgebildet waren.

Die Verteidigung der «Heteroliebe» und des «arischen Volkes» gegen die vermeintliche «Perversion» glich allerdings viel mehr einem traurigen Marsch. Mit rund 60 Teilnehmer*innen zogen die, denen Vielfalt Angst macht, durch Straen und ber Wege, auf denen sie wohl kaum ffentlichkeit erlangt haben drften. Eine Begegnung der beiden Demonstrationen kam nicht zustande. Die Route der JN verlief stets auerhalb und keineswegs in der Nhe des CSDs.

Dass Neonazis in der Stadt gegen den CSD demonstrierten, lie die Pride-Teilnehmer*innen weitgehend unbeeindruckt. Vielmehr wurde deutlich, dass dies die Notwendigkeit der stattgefundenen Demonstration umso strker unterstrich. Fr die Aussage «Es wird keinen Kniefall vor dem Faschistenpack geben!» in einem Redebeitrag erhielt der Landtagsabgeordnete Hendrik Lange (Linke) tosenden Applaus.

Groes Polizeiaufgebot zum Schutz der Demonstration

Der CSD Wittenberg wurde von einem Groaufgebot der Landes- und Bundespolizei geschtzt. Laut Polizei-Pressesprecherin Cornelia Dieke bestand die Strategie darin, beide Versammlungen rumlich zu trennen und «die rechte Demonstration jederzeit unter Kontrolle» zu halten.

Vereinzelt kam es zu Pbeleien. Die Polizei hat mehrere Ermittlungsverfahren gegen Teilnehmer*innen der Neonazi-Demonstration einleiten mssen, unter anderem wegen Beleidigung, Bedrohung und Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen. Letzteres Ermittlungsverfahren wurde gegen den Versammlungsleiter erffnet, den Landesvorsitzenden der «Jungen Nationalisten», Jonas Zarrad. Er ist ausgerechnet der Bruder von Wittenbergs CSD-Organisator Elias Zarrad.

In der Stadt, in der einst Thesen angeschlagen wurden, wurden am Samstag Regenbogenfahnen geschwenkt. Eines ist klar: Sichtbarkeit lsst sich nicht wegdemonstrieren. Whrend die einen von «Perversion» fantasieren, tanzen die anderen fr Menschenwrde und gleiche Rechte. Der erste CSD in der Lutherstadt war nicht nur bunt, sondern vor allem ntig. Und: Er wird sicher nicht der letzte gewesen sein.