Darf man bei Wagner lachen?
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Darf man bei Wagner lachen?

Ein Musical-Mann inszeniert Wagner und bringt den Humor auf die Bhne. Matthias Davids fhrt in diesem Jahr Regie bei den «Meistersingern von Nrnberg», der Erffnungspremiere der Bayreuther Festspiele. Und dabei drfe gelacht werden, sagt er im Interview.

«Die Meistersinger sind ja als komische Oper tituliert, und wir untersuchen die Form der Komik, die in dieser Oper steckt. Mir geht es nicht darum, die gesamte Rezeptionsgeschichte in die Inszenierung zu packen, sondern den Humor hervorzuheben, von dem unglaublich viel im Werk zu finden ist», sagt er im Interview der Deutschen Presse-Agentur kurz vor dem Start der Festspiele an diesem Freitag (25. Juli).

Davids: «Wir suchen die Leichtigkeit»

«Wir suchen die Leichtigkeit in den Meistersingern auch in der Figur des Hans Sachs, der oft als melancholischer Grbler und Welterklrer daherkommt. Der Mann hat auch seine leichten Momente und seine lustigen.»

Damit verfolgt Davids, Leiter der Musical-Sparte am Landestheater Linz, einen komplett anderen Ansatz als den von Barrie Kosky, der sich in der jngsten Bayreuther Inszenierung der «Meistersinger» mit Richard Wagners Antisemitismus auseinandersetzte und den Gerichtsaal der Nrnberger Prozesse auf der Bhne erschienen lie.

«Jetzt sehe ich den Zeitpunkt gekommen, zum komdiantischen Inhalt des Stcks zurckzukehren», sagt er der dpa. «Es ist ja immer die Frage: Wie viel Konzept stlpt man einem Werk ber, und verschttet man damit die Story? Die Geschichte ist ja auch so schon kompliziert genug.»

«Warum schreibt kaum jemand neue Opern, die zugnglich sind?»

Insgesamt sieht er die Tendenz, Geschichten aus alten Opern mit modernen Interpretationen zu versehen, kritisch. «Ich glaube, es ist schwierig, wenn man mit Jugendlichen in der Schule einen Klassiker behandelt und sie den Stoff oft gar nicht wiedererkennen, wenn sie ihn im Theater sehen, weil ein Regiekonzept hinzukommt, das unter Umstnden die eigentliche Geschichte nicht oder nur teilweise erkennbar macht», sagt er.

«Ich glaube, viele Leute empfinden das inzwischen ein bisschen als Gngelung, die Einstellung des Publikums hat sich da gewandelt. Es sagt nicht mehr: Ich verstehe das nicht. Es sagt: Wenn ihr es nicht schafft, mir das nahezubringen, ist das euer Problem.»

Insgesamt, meint er, knne das Opern-Genre sich vom Musical durchaus eine Scheibe abschneiden: Das Musical-Genre habe «keine Probleme, aktuelle Geschichten in neue Stcke zu gieen im Gegensatz zur Oper», sagt Davids. «Anstatt alten Opern neue Regiekonzepte berzustlpen: Warum schreibt kaum jemand neue Opern, die zugnglich sind? Es gibt doch Tausende von spannenden Geschichten. Aber da hat die Oper ein bisschen den Anschluss verpasst.» (cw/dpa)