Einer von uns: Der Fall Ludwig Meyer
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Einer von uns: Der Fall Ludwig Meyer

Biografien sind kein Schicksal. Aber sie zeigen, wie eine Gesellschaft mit denen umgeht, die ihr nicht entsprechen. Ludwig Meyer war ein solcher Mensch. Und Deutschland ein solcher Staat.

Er wurde 1903 geboren Sohn eines jdischen Metzgers in Bielefeld. Nichts an seinem Leben war auergewhnlich. Und doch machte ihn das Regime zu einem Strfall. Nicht, weil er sich widersetzte, sondern weil er war: jdisch. Und schwul.

Zwei Identitten, die im Nationalsozialismus zu Feindbildern wurden. Zwei Spiegel, in denen sich das Deutschland jener Zeit nicht sehen wollte und stattdessen blind schlug.

Ludwig Meyer berlebte das KZ

1936 nahm ihn die Gestapo fest. Aktenvermerk: «Erkennungsdienstlich behandelt». Fingerabdrcke, Verhre, Androhung von Entmannung. Seine «Tat»: mnnliches Begehren. 1938: Buchenwald. Deportation. Sechseinhalb Jahre Lager. Verlust der Freiheit. Verlust des Vaters. Verlust des Hauses. Verlust der Sprache.

Er berlebte. Doch das Land, in das er zurckkehrte, war nicht neu. Es war dasselbe nur frisiert. Der Paragraf 175 galt weiter. Die Beamten schrieben weiter. Die Gesellschaft schwieg weiter.

1953 erffnete Ludwig Meyer in Hannover eine Bar. Ein Ort des bergangs. Er nannte sie «Wilandseck». Ein Fluchtpunkt, vielleicht ein Versuch von Alltag. Spter zog er nach Hamburg. Dort wurde er 1975 ermordet. Ob aus Hass, Zufall oder beidem bleibt offen. Wie so vieles an seiner Geschichte.

Und doch ist sie erzhlbar. Nicht als Funote, sondern als Brennglas. Denn Ludwig Meyer war kein Einzelfall. Er war ein Prfstein. Fr den Umgang mit «den Anderen». Fr die Bereitschaft, Verantwortung zu bernehmen oder sie abzugeben. Fr das Fortleben der Verachtung in demokratischem Gewand.

Ein Theaterstck ber Ludwig Meyer

Das Theaterstck «Schlachter-Tango» des Theaterlabors Bielefeld gibt Ludwig Meyer seine Stimme zurck. Es erzhlt von der Angst, von der Einsamkeit, vom berleben. Es spricht von Akten und Erinnerungen, von Verrat und Verdrngung aber auch vom Aufrechtstehen. Der Schauspieler Michael Grunert spielt Ludwig nicht als Symbol, sondern als Mensch.

Am 17. Juni 2025 wird in Bielefeld ein Stolperstein fr Ludwig Meyer verlegt. Am Adenauerplatz, Ecke Kreuzstrae. Keine Wiedergutmachung aber eine Erinnerung. Ein Satz im Pflaster. Ein Name, der bleibt.

Denn Freiheit beginnt nicht mit Norm. Sondern mit der Besonderheit des Einzelnen. Und mit dem Mut, ihr einen Platz zu geben. Auf der Bhne. Im Straenbild. Im Gedchtnis.