Giorgio Armani: Eleganz als Lebensform
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Giorgio Armani: Eleganz als Lebensform

Die Welt trauert um Giorgio Armani. Der italienische Designer ist am Donnerstag im Alter von 91 Jahren gestorben (queer.de berichtete). Armani kam 1934 in Piacenza zur Welt, in einer norditalienischen Provinz, die geprgt war von Kriegsjahren, Entbehrung und einem nchternen, brgerlichen Milieu. Seine frhen Erfahrungen mit Knappheit, mit dem Wert des Einfachen und Soliden, prgten sein Auge. Was aus der Not geboren war der Sinn fr das Wesentliche sollte spter zu seinem sthetischen Markenzeichen werden.

Der Blick auf den Krper

Bevor Armani berhaupt daran dachte, Mode zu entwerfen, wollte er Arzt werden. Die Faszination fr den menschlichen Krper, seine Anatomie, seine Haltung, seine Verletzlichkeit sie blieb. Nur wechselte er irgendwann das Medium: Statt Krankheiten zu heilen, wollte er Schnheit hervorlocken, die Wrde der Gestalt sichtbar machen. Er begann als Schaufenstergestalter bei La Rinascente in Mailand, tauchte dann in die Textilwelt ein, ehe er mit einer Mischung aus Pragmatismus und Leidenschaft sein eigenes Label grndete.

Die Revolution des Sakkos

Berhmt wurde Armani in den 1980er Jahren, als er das Sakko neu erfand. Er nahm ihm die Steifheit, die Panzerhaftigkeit und schenkte ihm Leichtigkeit. Pltzlich konnten Mnner T-Shirts unter ihren Jacketts tragen, ohne lcherlich zu wirken. Die Stoffe flossen, die Linien waren klar, die Farben gedmpft ein Understatement, das zugleich ungeheuer sinnlich wirkte. Hollywood griff zu: Richard Gere wurde in «American Gigolo» zum schauspielernden Armani-Mannequin, und die Welt verstand, dass Eleganz nicht gleichbedeutend mit Strenge sein musste.

sthet jenseits der Mode

Doch Armani war nicht nur Modemacher. Er war ein sthet im umfassenden Sinn: Architektur, Mbel, Hotels berall suchte er nach der Balance zwischen Reduktion und Wrme. Sein Stil blieb dabei immer erkennbar: ein Grau, das pltzlich nicht khl, sondern zrtlich wirkt; eine Linie, die nicht einschchtert, sondern begleitet.

Liebe und Diskretion

ber sein Privatleben sprach Armani lange zurckhaltend. Sein Coming-out als homosexueller Mann vollzog sich spt, leise und ohne Skandal fast so diskret wie seine Mode. In Interviews sprach er irgendwann darber, dass er mit Mnnern gelebt und geliebt habe, vor allem ber die enge Partnerschaft mit Sergio Galeotti, dem Geschftspartner und Lebensgefhrten, der 1985 frh an den Folgen von Aids starb. Armani widmete ihm sein Werk und entfaltete es in seinem Sinn: Seine Klarheit, seine Weichheit, seine Kompromisslosigkeit waren auch Ausdruck einer stillen, privaten Treue.

Eine stille Existenz

Dass Armani im familienorientierten Italien zeitlebens unverheiratet blieb, keine Kinder hatte, aber doch ein Imperium aufbaute, passt zu dieser zurckhaltenden, fast monastischen Existenz. Seine Leidenschaft war die Arbeit selbst die Suche nach einer Form, die zugleich unaufdringlich und unverwechselbar ist. Wo andere Mode als Spektakel inszenierten, verweigerte Armani die Pose. Sein Ideal blieb das stille Leuchten: Kleidung, die den Menschen freilegt, statt ihn zu bertnen.

Die Philosophie der Eleganz

Wenn man heute auf Armanis Lebenswerk schaut, dann erkennt man darin nicht nur Modegeschichte, sondern auch eine Lebensphilosophie. Es ist die berzeugung, dass Schnheit im Gleichgewicht liegt, dass Wrde in Einfachheit wohnt, dass auch ein T-Shirt unter einem Jackett mehr sein kann als ein Stilbruch: ein Stck Freiheit, ein Atemzug im Korsett der Konvention.

Giorgio Armani das ist der Beweis, dass Eleganz kein Ornament ist, sondern eine Haltung zum Leben.