Harm-Peter Dietrich ist tot
Der schwule Autor und Arzt Harm-Peter Dietrich ist am vergangenen Freitag im Alter von 89 Jahren gestorben. Das teilte der Vergangenheitsverlag mit. Er sei «ein auergewhnlicher Erzhler gewesen, ein kritischer Chronist und ein Mensch, dessen Leben selbst zur Geschichte wurde», so der Verlag.
Seine letztes Jahr erschienene Autobiografie «Danke, Gustav! Mein schwules Jahrhundert» erzhlt von einem knappen Jahrhundert schwuler Geschichte: 1936 war er in der Zeit des Nationalsozialismus geboren worden, in der Bundesrepublik studierte er dann Medizin und wurde zu einem angesehenen Arzt, der beispielsweise an der ersten deutschen Herztransplantation beteiligt war. Seine Homosexualitt muss er aber verstecken, denn noch immer gilt in Westdeutschland Paragraf 175 in der Nazi-Version. Er wanderte nach San Francisco aus und erlebte dort eine neue Freiheit. In den Achtzigerjahren musste er dann ansehen, wie ein groer Teil seiner Freunde an Aids starb. Das Buch erzhlt eine universelle schwule Geschichte aus einer sehr persnlichen und einfhlsamen Sicht.
Der Titel seines Buches verweist auf den damaligen Bundesjustizminister Gustav Heinemann (SPD), der 1969 mit seiner Reform des Paragrafen 175 ein Umdenken ber Homosexualitt in der deutschen Politik einleitete. Heinemann wurde spter Bundesprsident. Der schwulenfeindliche Paragraf ist schlielich 1994 gnzlich abgeschafft worden.
«Dieses Buch sollte bleiben, wenn er selbst geht»
«Sein autobiografisches Werk entstand spt doch mit umso grerer Klarheit», so der Vergangenheitsverlag. In seinen letzten Lebensjahren habe Dietrich mit groer Energie an der Vollendung seines Buches gearbeitet. «Fr Dietrich war klar: Dieses Buch sollte bleiben, wenn er selbst geht. Es war sein Vermchtnis nicht nur fr die queere Community, sondern fr alle, die sich mit deutscher Geschichte, mit Lebensmut und mit der Kraft des Erzhlens auseinandersetzen wollen, um zu verhindern, was wir schon einmal hatten: Als Schwule, Lesben, Queers verfolgt zu werden.»
Dietrich war auch aktiv im Vlklinger Kreis, dem Bundesverband schwuler Fhrungskrfte. Auf seiner Facebook-Seite erinnert der Verband an sein verstorbenes Mitglied: «Der Verlust schmerzt. Unsere Gedanken sind bei seinem Bruder, der ganzen Familie und allen, die ihm nahestanden. Wir werden ihn nicht vergessen.» (cw)

