Indonesien: Folterstrafe gegen zwei Mnner wegen Homosexualitt vollstreckt
Zwei Mnner im Alter von 20 und 21 Jahren haben am Dienstag im indonesischen Banda Aceh 80 Stockhiebe fr angebliche Homosexualitt in einem ffentlichen Park erhalten. Sie gehrten zu einer Gruppe von zehn Personen, die fr «moralische Vergehen» vor 100 Schaulustigen gefoltert wurden. In Videos ist zu sehen, wie die Mnner bei der Bestrafung schmerzerfllt ihr Gesicht verziehen und wiederholt zusammenbrechen. Die anderen acht verurteilten Personen waren wegen Glckspiels oder Ehebruchs belangt worden.
Die beiden 20 und 21 Jahre alten Mnner waren im August von einem Scharia-Gericht verurteilt worden (queer.de berichtete). Sie waren im April festgenommen worden, nachdem Anwohner*innen sie beim Betreten einer ffentlichen Toilette beobachtet und dies der Religionspolizei gemeldet haben sollen. Die Polizei brach in die Toilette ein und soll die Mnner beim Kssen und Umarmen «erwischt» haben, was das Gericht als sexuelle Handlung wertete.
Two men were publicly flogged in Indonesia’s Aceh province after a court operating under strict Islamic law found them…
Die Provinz Aceh verhngt als einziger Landesteil von Indonesien Folterstrafen fr «moralische Vergehen». Bis zu 100 Stockhiebe erhalten Menschen wegen «Verbrechen» wie Alkoholkonsum, Glckspiel oder auerehelichen Sex. Frauen knnen auch wegen Tragens von «mnnlicher» Kleidung verurteilt werden, und muslimische Mnner, wenn sie nicht das Freitagsgebet besuchen. Als Grundlage fr die Bestrafung wird das islamische Recht, die Scharia, herbeigezogen. Seit der Einfhrung der Scharia im Jahr 2006 sind mehrere derartige Folterstrafen wegen Homosexualitt international bekannt geworden (queer.de berichtete).
Entsetzen bei Amnesty International
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International bte scharfe Kritik an der Folterstrafe. Diese sei «ein erschtternder Akt staatlich sanktionierter Diskriminierung und Grausamkeit», erklrte die Amnesty-Aktivistin Montse Ferrer. «Die Bestrafung erinnert auf schreckliche Art an das institutionalisierte Stigma und die Misshandlung, die queere Menschen in Aceh erfahren.» Da Indonesien die UN-Antifolterkonvention unterzeichnet habe, sei diese Bestrafung allerdings illegal. Daher forderte die Menschenrechtsorganisation die indonesische Regierung auf, dem Treiben in der Provinz ein Ende zu setzen.
Indonesien ist mit 280 Millionen Einwohner*innen das bevlkerungsreichste mehrheitlich muslimische Land. Landesweit ist Homosexualitt dort bislang nicht illegal, allerdings hat die Regierung zuletzt vermehrt Stimmung gegen queere Menschen gemacht. Bereits 2022 beschloss das Parlament das Verbot auerehelichen Geschlechtsverkehrs, was praktisch auch Homosexualitt verbietet es drohen Haftstrafen bis zu einem Jahr (queer.de berichtete). Das Gesetz ist bislang noch nicht in Kraft getreten. Zuletzt gab es aber immer wieder Berichte ber Massenverhaftungen wegen sogenannter «Gay Partys» im Juni wurden etwa in der Hauptstadt Jakarta festgenommen (queer.de berichtete). Im August verhaftete die Polizei in Sidoarjo in der indonesischen Provinz Ost-Java drei Mnner, weil sie eine queere Facebook-Gruppe betreiben sollen (queer.de berichtete) Auch wenn es nicht zu Verurteilungen kommen sollte, sind diese Personen gesellschaftlich gechtet, weil ihre Gesichter im ganzen Land in Fernsehnachrichten oder in Zeitungsberichten gezeigt worden sind.
Die indonesische Bevlkerung gilt als uerst queerfeindlich. So lehnen laut einer 2023 verffentlichten Umfrage des Pew Research Centers 92 Prozent der Bevlkerung gleichgeschlechtliche Eheschlieungen ab. Die Ablehnung lag dabei weit hher als in anderen Lndern der Region wieMalaysia oder Sri Lanka.(dk)
