Istanbul: Festnahmen statt CSD
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Istanbul: Festnahmen statt CSD

Auch in diesem Jahr haben trkische Behrden mit Verboten, Absperrungen und Festnahmen versucht, den CSD in Istanbul am Sonntag zu verhindern. Ersten Berichten zufolge nahmen Beamte am Nachmittag im Viertel Ortaky dutzende Menschen auf der Strae fest, bei denen sie eine Pride-Teilnahme vermuteten. Von Medien verffentlichte Aufnahmen zeigen zudem die Auflsung eines kleinen Protests, bei dem Aktivist*innen zunchst Teile der Pressemitteilung und Forderungen des Pride verlesen konnten.

Police prevent stanbul Pride March, detain dozens, including journalists https://t.co/Hle5jgPtSR pic.twitter.com/KmCvZgrsqj

Wie in den Vorjahren hatte der von der nationalen Regierung ernannte, fr Polizei, Ordnung und Sicherheit zustndige Gouverneur die CSD-Demo verbieten lassen. Zentrale Orte wurden von der Polizei weitrumig abgesperrt, die laut Medien in vielen Vierteln auf vielen Straen prsent ist.

23. stanbul Onur Yry iin Ortakyde bir araya geldik. Henz yry balamadan polis saldrs ile 30a yakn kii gzaltna alnd.
Saray rejiminin bask, nefret politikalarna kar Buradayz, varolmaya devam edeceiz! diyen LGBT+larn yanndayz!#yaamdasrar pic.twitter.com/q7iogzJq70

Laut den Organisator*innen wurden mindestens 35 Menschen festgenommen. Die traditionell resilienten trkischen Queers hatten Zeit und Ort des CSD-Protests in diesem Jahr erneut nicht vorab angekndigt. Unklar ist, ob es noch zu weiteren Protesten kommen wird.

23. stanbul Onur Yry iin Ortaky’de bir araya gelenler polis saldrsyla yry balamadan gzaltna alnd

Gzaltlara tepki gsteren mahalleliler uzaklatrld

Gazeteciler polis tarafndan darp edildi ve en az 2 gazeteci gzaltna alndhttps://t.co/cvd30y5asD pic.twitter.com/uPYvx92goj

In den letzten Jahren hatten die Aktivist*innen ein Katz- und Mausspiel mit der Polizei gespielt und in der Regel mehrere spontane kleine Demonstrationen in der Innenstadt abhalten knnen und ffentlich die Pressemitteilung des «Marsch des Stolzes» mit seinen Forderungen verlesen. Dabei kam es in den letzten Jahren immer wieder zu Festnahmen und Polizeigewalt. Oft, aber nicht immer, wurden Festgenommene nach wenigen Stunden auf der Wache freigelassen.

Dritter Festnahmen-Tag in der Pride-Woche

Mit der Demo endet eine Woche mehrerer Veranstaltungen im Rahmen der 33. Pride-Week. Am letzten Sonntag waren bereits 46 Personen beim Trans Pride festgenommen und ber Nacht festgehalten worden. Am Samstag strmte die Polizei Berichten zufolge eine Open-Air-Veranstaltung der Arbeiterpartei, als ein Politiker und frherer Journalist ber sein Coming-out sprach. 41 Menschen wurden festgenommen und teils ber Nacht festgehalten.

Bugn 23. stanbul Onur Yry dolaysyla Ortaky’de buluan LGBT+’lar takip etmek isteyen gazeteciler polis tarafndan «Sadece letiim Bakanl’nn kart geiyor», «Balatma gazeteciliine» ve «Burada ne iin var gazeteciysen» gibi hakaret, aalama, tehditlere maruz pic.twitter.com/fOYZMukNaH

Vor dem CSD hatten die Behrden die Webseite und den X-Account der queeren Organisation und Nachrichtenseite kaos.gl im Inland gesperrt, der Chefredakteur sitzt seit Februar in Untersuchungshaft (queer.de berichtete). In dieser Woche wurde auch eine neue Richtlinie verffentlicht, Hormontherapien bei trans Personen erst ab 21 Jahren zu erlauben.

Repression ohne Ende

Im Rahmen eines «Jahres der Familie» verschrft die Trkei derzeit ihr Vorgehen gegen queere Menschen. So gibt es mehrere Vorschlge fr ein Gesetzespaket, das etwa fr «Trans-Propaganda» oder symbolische gleichgeschlechtliche Hochzeitszeremonien Haftstrafen vorsieht (queer.de berichtete). Auch die Rhetorik wird immer menschenfeindlicher. Der «Kampf gegen die LGBT-Perversion» sei ein «Kampf fr die Freiheit, die Wrde und zur Rettung der Menschheit», sagte Prsident Recep Tayyip Erdogan im Mai (queer.de berichtete).

In den Jahren vor dem ersten Verbot des Istanbuler CSDs und dessen Niederschlagung durch die Polizei 2015 hatten noch zehntausende Menschen an den Pride-Demonstrationen der Metropole teilgenommen. Danach waren er und der Trans-Pride wie CSDs in weiteren Stdten und an Universitten sowie auch manche Kulturveranstaltung immer wieder untersagt worden. Gegen sich trotzdem versammelnde Menschen wurde immer wieder mit Festnahmen, manchmal auch Gummigeschossen, Trnengas oder Wasserwerfern vorgegangen. (nb)