Jude Law spielt Wladimir Putin
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Jude Law spielt Wladimir Putin

Er trgt ein blondes Toupet, tiefen Seitenscheitel und einen versteinerten Gesichtsausdruck, als er sagt: «Der russische Prsident kann und darf sich niemandem unterwerfen.» Jude Law ist im neuenFilm»The Wizard of the Kremlin» als Wladimir Putin zu sehen also jener Schauspieler, der 1997 in «Oscar Wilde» den Liebhaber der von Stephen Fry dargestellten Hauptfigur verkrperte und in Krze bei Apple+ als Siegfried Fischbacher, also als eine Hlfte von Siegfried & Roy, spielen wird (queer.de berichtete). Er portrtiert den Prsidenten in Bildern, die manchen aus der Realitt bekannt vorkommen drften: undurchsichtig, ausdruckslos, kalt.

Jude Laws Rolleist nur ein Beispiel fr die Figuren, die gerade das Kino erobern. Es sind Mnner, die ihre Macht missbrauchen und auf manche grenwahnsinnig, gar monstrs wirken. Sie bestimmen unser politisches Geschehen und sie bestimmen auch, welche Filme dieses Jahr beim gerade laufenden Festival in Venedig gezeigt werden. Neben dem Putin-Film des Franzosen Olivier Assayas sind das etwa Guillermo del Toros «Frankenstein» und Giorgos Lanthimos‘ neuer Film mit Emma Stone, «Bugonia».

The Wizard of the Kremlin, a political thriller starring Jude Law as Vladimir Putin and Paul Dano as his right-hand Vadim Baranov, earned a 10-minute standing ovation at #VeniceFilmFestival.https://t.co/IY8tt3bjNR pic.twitter.com/zq7WZRSYwS

Jude Law als undurchsichtige Putin-Maske

Assayas beleuchtet in seiner Romanverfilmung «The Wizard of the Kremlin» den AufstiegPutinszum russischen Prsidenten. Entstanden ist eine ausfhrliche Analyse darber, wie Macht in Russland gegenwrtig organisiert ist aus westlichem und naturgem fiktionalisiertem Blick. Interesse am Charakter Putin hat Assayas nur bedingt, der Prsident bleibt maskenhaft. Erzhlt wird stattdessen aus der Perspektive des fiktiven Beraters Wadim Baranow, der Putins frherem Chefberater Wladislaw Surkow nachempfunden ist.

Durch die chaotischen postsowjetischen Jahre bewegt sich Paul Dano in der Figur des Beraters bis in den innersten Machtzirkel Putins hinein. Der Thriller basiert auf einem vor dem Ukrainekrieg verfassten Buch von Giuliano da Empoli. Wie der Roman erzhlt auch der Film von einem Herrscher, der sich letztlich durch den Krieg definiert. Putin wird durchgehend als Zar bezeichnet, ein Politiker, der die imperialistische Tradition Russlands fortfhrt.

Guillermo del Toro: Frankenstein passt in unsere Zeit

«The Wizard of the Kremlin» ist eine Warnung vor menschlicher berheblichkeit wie auch die Wettbewerbsfilme «Frankenstein» und «Bugonia». Der berhmte Horror-Roman von Mary Shelley ber eine vom Menschen geschaffene Kreatur, die brutal ins Leben ihres Schpfers eingreift, zeigt, wie gefhrlich es sein kann, wenn Menschen versuchen, ber allem zu stehen.

Hollywood-Star Oscar Isaac («Star Wars: Das Erwachen der Macht») verkrpert Victor Frankenstein als so charismatischen wie arroganten Strippenzieher, eine Art irrlichternden Rockstar. «Er hat die Lust, zu etwas Grerem vorzustoen, und kann nicht akzeptieren, dass die Dinge so sind, wie sie sind», beschrieb Isaac die Figur im Interview der dpa.

Zwar hatte der dreifache Oscar-Preistrger del Toro eine Verfilmung des Romans schon lange geplant. Doch dass der Blockbuster erst jetzt herauskommt, passe zur Weltlage, sagte der Mexikaner im Interview: «Ein Film, in dem es heit: «Nur Monster spielen Gott» treffender knnte es aktuell nicht sein.»

Emma Stone wird von wahnsinnigen Mnnern terrorisiert

Vllig grenwahnsinnig agiert auch Jesse Plemons in «Bugonia», einem der frhen Venedig-Favoriten des diesjhrigen Wettbewerbs. Der Goldene-Lwen-Gewinner Lanthimos erzhlt darin von zwei Verschwrungsideologen (u.a. Plemons), die eine Unternehmenschefin (Emma Stone) entfhren. Sie glauben, dass sie sei kein Mensch, sondern ein Alien ist, das die Erde terrorisiert.
Auf brutale Weise versuchen die beidenMnner, die Frau zu zwingen, Kontakt zu ihrem «Mutterschiff» und den Alien-Strippenziehern herzustellen und verirren sich dabei in den absurdesten berzeugungen. «Nicht viel an dieser Dystopie ist fiktiv», sagte Lanthimos. «Das meiste ist eine Reflexion unserer tatschlichen Welt.»

Wie bei Lanthimos blich ist der Film grotesk, brutal, lustig. Ohne zu viel zu verraten kommt er am Ende zu einer hnlichen Pointe wie «Frankenstein»: Das Ungeheuerlichste in unserem Leben sind keine jenseitigen Krfte, sondern das, was uns am vertrautesten ist: der Mensch selbst.

Wie bleibt Christoph Waltz hoffnungsvoll in monstrsen Zeiten?

Das Kino hlt der Welt derzeit einen Spiegel vor mit einem erschtternden Befund ber unsere Wirklichkeit. Bleibt die Frage: Und was nun? Journalisten, so erklrt es der fiktive KGB-Offizier Putin im Film, seien im Grunde wie Spione: Sie sammeln Informationen und prsentieren sie der ffentlichkeit.

Und dieser steht frei, wie sie damit umgeht. Es liegt nahe, die anwesenden Hollywood-Stars inVenedignach Lsungen zu fragen. Del Toro, zweifellos ein Romantiker, sagt: «Wir leben in einer Zeit des Terrors und der Einschchterung. Und die Antwort, zu der auch die Kunst gehrt, ist die Liebe.» Andere sind da zynischer. Frage an Oscar-Preistrger Christoph Waltz, der in «Frankenstein» einen Waffenhndler verkrpert: Wie bleiben Sie hoffnungsvoll in diesen monstrsen Zeiten? Seine Antwort: «I don’t.» (dpa/cw)