Nach Amoklauf: Warnungen vor rechter Stimmungsmache gegen trans Menschen
4 mins read

Nach Amoklauf: Warnungen vor rechter Stimmungsmache gegen trans Menschen

Nach einem Amoklauf im US-Bundesstaat Minnesota mit zwei getteten Kindern, der von einer trans Frau verbt worden sein soll, rufen LGBTI-Aktivist*­innen und demokratische Politiker*­innen dazu auf, nicht die gesamte trans Community fr die Tat verantwortlich zu machen.

Die Tat ereignete sich am Mittwochmorgen in einer katholischen Schule in der Grostadt Minneapolis: Robin W. (23) soll an ihrer alten Schulezwei Kinder im Alter von acht und zehn Jahren erschossen und sich dann selbst gettet haben. 17 weitere Menschen seien laut Polizei verletzt worden, darunter drei Erwachsene. Schnell richtete sich der Fokus auf die Geschlechts­identitt der Schtzin, die laut Medienberichten 2020 im Alter von 17 Jahren ihren mnnlichen Vornamen auf Robin ndern lie.

Kurz vor der Tat waren verstrende Videos aufgetaucht, in denen W. ihre Waffen zeigte, die Hassbotschaften enthielten etwa antisemitische Aufschriften wie «Sechs Millionen waren nicht genug» oder «Israel muss fallen», aber auch die Botschaft: «Ttet Trump jetzt». Auf einem Magazin stand «Fr die Kinder». In einem Video zeigte W. ein langes Manifest, das auch Passagen in russischer Sprache enthielt. Die Bundespolizei FBI prft, ob es sich bei den tdlichen Schssen um einen inlndischen Terrorakt und ein Hass­verbrechen gegen katholische Menschen gehandelt hat.

Minneapolis-Brgermeister stellt sich schtzend vor trans Community

Der demokratische Brgermeister von Minneapolis, Jacob Frey, warnte nach dem Attentat, alle trans Menschen zu verurteilen: «Ich habe gehrt, dass viel Hass gegen trans Community gerichtet wird», sagte er in einer Pressekonferenz. «Jeder, der dies da drauen als Vorlage nimmt, unsere trans Community oder jede andere Community zu verteufeln, hat seinen Sinn fr Menschlichkeit verloren. Kinder sind gestorben. Jetzt muss es um sie gehen.»

Minneapolis Mayor Jacob Frey condemns anti-trans hate in wake of school shooting, calls for unity: «Anybody who is…

Die LGBTI-Organisation Human Rights Campaign warnte ebenfalls vor Sndenbock-Politik. Sprecher Brandon Wolf, der 2016 den Amoklauf im queeren Nachtclub Pulse berlebt hat, verwies darauf, dass es allein in diesem Jahr bereits rund 60 Schieereien in amerikanischen Schulen gegeben habe. «Whrend wir immer noch nicht alle Fakten ber das, was in Minneapolis geschehen ist, haben, mssen wir eines ganz klarstellen: eine marginalisierte Gruppe als Sndenbcke darzustellen, whrend die Nation trauert, ist gefhrlich und entmenschlichend», so Wolf.

Tatschlich tauchte kurz nach dem Attentat in den Medien viel Hass gegen trans Menschen auf, die teilweise als Hauptverantwortliche fr Gewaltverbrechen verantwortlich gemacht wurden. Allerdings waren laut der Organisation The Violence Project bei Amoklufen nur 0,11 Prozent der Tatverdchtigen trans. Insgesamt gab es demnach 4.400 «Mass Shootings» mit mehr als vier Verwundeten oder Toten seit 2013.

«Hormontherapie schafft kindermordende Terroristen»

Der ultrarechte Aktivist Will Chamberlain erklrte etwa kurz nach dem Amoklauf: «Hormontherapie schafft kindermordende Terroristen.» Die rechte Journalistin Megyn Kelly sagte in ihrer Sendung auf SiriusXM, dass «der Schtze» an «Geschlechtsdysphorie» gelitten habe, also trans sei. «Er ist sehr unattraktiv, das ist keine berraschung», so ihr Kommentar. Trump-Anhngerin und Influencerin Candace Owens, die immer wieder behauptet hatte, dass Brigitte Macron trans sei, tweetete eine Verschwrungstheorie: «Diese Person wurde von einem Doktor erschaffen», erklrte sie und sprach von «militrischen Experimenten» des «Deep State», also angeblich unsichtbaren, mchtigen Netzwerken in Regierung und Verwaltung.

Normalerweise geht es im Anschluss an Amoklufe in den USA stets um die laxen Waffengesetze. Republikaner*innen argumentieren oft, dass es noch mehr Waffen brauche, um sich gegen den «bad guy» wehren zu knnen, die andere Seite fordert eine strkere Regulierung. Dies ist auch dieses Mal der Fall, allerdings gibt es dieses Mal als weiteres Thema fr Rechte die Geschlechtsidentitt der Tatperson. Immerhin kritisiert die Trump-Regierung seit der Amtsbernahme trans Menschen kontinuierlich und schliet sie aus manchen Lebensbereichen etwa dem Militr oder Schulen aus.

In vielen Medien wird Robin W. als Mann bezeichnet, etwa von Fox News, was auch von deutschen Medien bernommen wird. Die Boulevardzeitung «New York Post», verwendet im Text gemischt «she» und «he», teilweise mit Hinweis auf die «Geburt als Mann». Demgegenber schreibt etwa die Nachrichtenagentur AP, dass sich W. als trans Frau identifizierte, aber vermeidet eine klare Festlegung bei Pronomen. (dk)