Nach Schnebeck-Skandal: Hunderte beim CSD Dessau
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Nach Schnebeck-Skandal: Hunderte beim CSD Dessau

Blauer Himmel, warme Sonne, khler Wind: Am Samstagnachmittag fand in der Muldestadt Dessau-Rolau die fnfte CSD-Demonstration statt. Unter dem Motto «Politisch, praktisch, queer it’s still a riot» versammelten sich mehr als 700 Versammlungs-Teilnehmer*­innen.

Noch bevor die Zubringer-Demonstration mit ber hundert von berall angereisten Menschen vom Hauptbahnhof den Marktplatz erreichte, trug der khle Wind bereits seit einer Stunde Musik, gute Laune und die letzten Stimmen der Podiumsdiskussion durch die Straen der Stadt. Alsbald zog die Haupt-Demonstration mit Musik, Tanz und Redebeitrgen durch Dessau. Immer wieder wird auch von den Geschehnissen beim CSD Schnebeck erzhlt, wo die Stadt die Versammlung mittendrin fr beendet erklrt hat.

Schnebeck ein Behrdendesaster

In Schnebeck, ebenfalls in Sachsen-Anhalt, sollte am 26. April der dritte Christopher Street Day stattfinden. Doch vier Stunden, bevor die Versammlung eigentlich htte enden sollen, erklrte die Versammlungsbehrde die Demo mit fragwrdigen Begrndungen fr beendet (queer.de berichtete). Diese Entscheidung sorgte fr viel Entsetzen in der queeren Community. Die Pride-Veranstalter*innen fordern personelle und juristische Konsequenzen und werten das Ganze als «vollkommen inakzeptablen Eingriff in Grund- und Freiheitsrechte» (queer.de berichtete).

In Dessau hlt sich das Ordnungsamt zurck. Der leichte Regen und die Windben, die ber die Versammlung fegen, kurz bevor sie den Marktplatz ein letztes Mal erreicht hat, mindert nichts an der guten Stimmung. Zwischenflle, ausgelst durch Rechtsextreme, hat es in Dessau nicht gegeben, und doch richtet man den Blick mahnend und ngstlich in die Zukunft. Eine unionsgefhrte Regierung und eine immer weiter erstarkende, gesichert rechtsextreme AfD lsen bei queeren Menschen in der gesamten Bundesrepublik Beklemmung aus. Eben solche soll aber keinesfalls vereinnahmend sein, sondern vielmehr dafr sorgen, dass sich noch mehr Menschen weltweit auf die Straen trauen.

«Wir mssen gemeinsam auf die Bhnen, die Marktpltze und sichtbar werden!», sagte Schwester Rosa-La-Ola Grande von und zu Lutschmunda vom Orden der Schwestern der perpetuellen Indulgenz in einem Redebeitrag. «Wir mssen zeigen, dass auch wir das Recht zu Lieben haben!»

Groes Polizeiaufgebot

In den vergangenen Jahren waren CSD-Veranstaltungen immer wieder rechtsextremen Bedrohungen und sogar Gegenprotesten ausgesetzt. Die Polizei hat nach diesen Ereignissen reagiert, sodass der CSD Dessau von einem groen Aufgebot der rtlichen Polizei und Beamt*innen der Bereitschaftspolizei Magdeburg abgesichert wurde. Es kam zu keinen Zwischenfllen, die einer Intervention durch die Polizei bedurfte. Die Demo verlief «friedlich und strungsfrei», erklrte Polizeisprecherin Annett Ropella gegenber der Regionalpresse.

Als vertrauensbildende Manahme und um queerfeindlichen Angriffen und Hasskriminalitt zu begegnen, war wie schon beim CSD Kthen 2024 ein Stand der Ansprechperson fr die Belange von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans* und intergeschlechtlichen Menschen bei der Polizei des Landes Sachsen-Anhalt auf dem Marktplatz aufgebaut. Auch ein Konfliktmanagemen-Team der Polizei war vor Ort.

Das Signal von Dessau: Sichtbarkeit und Solidaritt sind notwendig

Trotz des feindlicher werdenden Klimas finden von Jahr zu Jahr mehr queere Demonstrationen in Deutschland statt. Vor allem in lndlichen Regionen, auch im Osten Deutschlands, trauen sich immer mehr Menschen, einen eigenen CSD zu organisieren. Diese Demonstrationen sind nicht nur politische Versammlungen, sondern oft auch die einzigen Tage im Jahr, an denen sich queere Menschen in ihrem Ort sicher genug fhlen, sie selbst zu sein. Sie schaffen temporre Schutzrume und senden zugleich ein deutliches Signal: Sichtbarkeit und Solidaritt sind notwendig gerade dort, wo sie noch keine Selbstverstndlichkeit sind.

Update 16.55h: Queerfeindlicher bergriff durch drei Fuballspieler

Nach dem friedlichen Verlauf des CSD Dessau-Rolau kam es am Samstagabend doch noch zu einem queerfeindlichen bergriff. Nach Angaben der Veranstalter*innen vom Sonntag belstigten drei Mnner auf dem Dessauer Marktplatz zunchst mehrere CSD-Teilnehmer*innen. Nach Ansprache durch die Veranstaltungsleitung und Ordnungskrfte uerten sie schlielich offen queerfeindliche Beleidigungen. Unter anderem soll der Satz «Mit Merz an der Macht werdet ihr Schwuchteln beseitigt» gefallen sein.

Im weiteren Verlauf schlug einer der Mnner der anwesenden Veranstaltungsleitung unvermittelt ins Gesicht. Die Polizei griff umgehend ein und nahm Strafanzeige auf. Nach Angaben der CSD-Organisator*innen handelt es sich bei den Ttern um aktive Spieler des Fuballvereins SG Abus Dessau.

«Der Vorfall stellt einen massiven Angriff auf die queere Community und die demokratische ffentlichkeit dar», erklrten die Veranstalter*innen in einer Pressemitteilung vom Sonntag. «Er besttigt in erschreckender Weise die anhaltende Bedrohungslage fr queere Menschen auch in unserer Stadt und verdeutlicht, wie gesellschaftliche Stimmungsmache von rechts zunehmend in ttliche Angriffe umschlgt.»

Vom Fuballverein forderten die Pride-Organisator*innen eine «unverzgliche Stellungnahme», eine Distanzierung von den Aussagen und Taten der beteiligten Spieler sowie «disziplinarische Konsequenzen».