Neue Hinweise gefunden: Stand William Shakespeare auf Mnner?
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Neue Hinweise gefunden: Stand William Shakespeare auf Mnner?

William Shakespeare (1564-1616) mag zwar heterosexuelle Kult-Liebesgeschichten wie «Romeo und Julia» geschrieben haben, immer wieder finden Forschende aber Anhaltspunkte darauf, dass er auch auf Mnner gestanden haben knnte. Einen solchen Hinweis haben jetzt die Kunsthistorikerinnen Elizabeth Goldring und Emma Rutherford laut «Guardian»entdeckt.

Die beiden Wissenschaftlerinnen stellten ein bisher unbekanntes Miniaturportrt vor, das vermutlich Henry Wriothesley (1573-1624), den dritten Earl (Graf) von Southampton, zeigt einen engen Freund, Bewunderer und Frderer Shakespeares. Dieser junge Adlige gilt seit Langem als Kandidat fr den sogenannten «Fair Youth» («schner Jngling») in Shakespeares Sonetten, also die Figur, an die viele der leidenschaftlichsten Gedichte gerichtet sind. Rutherford erklrte: «In den Sonetten hren wir ohne Zweifel einen Mann, der in sexuellen und leidenschaftlichen Worten einen anderen Mann anspricht.»

Es handelt sich bei dem Portrt wohl um ein Werk von Nicholas Hilliard aus dem spten 16. Jahrhundert. Das Bild zeigt einen auffallend androgyn wirkenden jungen Mann mit langen Locken, Schmuck und betont femininen Zgen, was fr die damalige Zeit ungewhnlich gewesen sei. Auf der Rckseite ist ein rotes Herz bermalt durch ein schwarzes Pik (oder einen Speer). Rutherford deutete das als Symbol fr ein «gebrochenes Herz». Das Speer-Motiv knnte auerdem auf Shakespeares Familienwappen verweisen.

Portrait of Shakespeare’s possible lover found in collection https://t.co/biW5xePkm7

Die Historikerinnen nehmen an, dass das Portrt ein Geschenk des jungen Grafen an Shakespeare gewesen sei. Der Dichter habe dieses jedoch zurckgegeben mglicherweise, als er eine Frau geheiratet hat.

Es gibt immer wieder Spekulationen ber Shakespears sexuelle Orientierung

Bereits wiederholt haben Forschende gemutmat, dass Shakespeare kein lupenreiner Heterosexueller gewesen war. Der angesehene Shakespearewissenschaftler Sir Stanley Wells erklrte etwa 2020, dass der Dichter wegen der Sprache einiger Sonette, «die mit Sicherheit an Mnner gerichtet sind», «ohne Zweifel» bisexuell gewesen sei (queer.de berichtete). Schwul sei er aber wohl nicht gewesen: «Seit den Achtzigerjahren ist es in Mode gekommen zu denken, dass Shakespeare schwul war. Aber er war verheiratet und hatte Kinder», so der Forscher damals.

Forschende sind sich aber darber nicht einig. Manche sehen etwa die homoerotische Anspielungen in der damaligen Tradition berschwnglicher, aber platonischer Freundschaftsdichtung.

Die mglicherweise queere Identitt Shakespeares hat bereits Folgen in queerfeindlichen Regionen der Welt: So untersagte ein Schulbezirk in Florida das Lesen von kompletten Werken Shakespeares an Schulen (queer.de berichtete). Grund ist das «Don’t say gay»-Gesetz, das verbietet, an Schulen ber Queersein zu sprechen. (cw)