«Olympo»: Sex, Doping und Intrigen ohne Ende
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«Olympo»: Sex, Doping und Intrigen ohne Ende

Neben evangelikalen Gottesdiensten und Versammlungen von Rechtsauen-Parteien ist der Profisport wohl eine der letzten verbliebenen hochgradig queerfeindlichen Bastionen der westlichen Welt. Dies gilt insbesondere fr mnnliche Mannschafts-Sportarten, in denen noch immer ziemlich traditionelle (Klischee-)Vorstellungen von Mnnlichkeit dominieren.

Dies bekommt auch Roque Prez (Agustn Della Corte) zu spren, der offen schwule Starspieler der Rugby-Mannschaft am Pirineros High Performance Center, einer spanischen Akademie fr ambitionierte Profiathlet*innen und Schauplatz der neuen Netflix-Serie «Olympo». Zwar ist er nicht der einzige Mann an der Schule, der auf Mnner steht, aber alle anderen sind deep in the closet. So verpasst Diego (Gleb Abrosimov) Roque eine blutige Nase, als auf Social Media ein Selfie auftaucht, das die beiden in einer etwas verfnglichen Situation unmittelbar nach dem Sex zeigt. Und Rugby-Teamkollege Sebas (Juan Perales) versucht, seine Sehnschte zu unterdrcken, bis er sich schlielich heimlich doch auf Roque einlsst.

Der schwule Starspieler rettet das Team

Nicht zuletzt verbannt der Trainer der Mannschaft seinen schwulen Spieler bei einem wichtigen Turnier in Italien auf die Ersatzbank, doch als sein Team zu verlieren droht, lsst er ihn dann doch ran. Roque ist quasi die letzte Hoffnung, das Blatt noch zu wenden. Prompt muss er sich abschtzige Sprche aus dem gegnerischen Team anhren doch nur dank ihm gewinnt seine Mannschaft am Ende das Spiel. Und im anschlieenden TV-Interview beklagt er offen die weit verbreitete Homophobie und riskiert, sich damit noch strker karriereschdigend zu exponieren.

Roques Storyline ist mit Abstand das Interessante, was «Olympo» zu bieten hat, die Nachfolgeserie der spanischen Drama-Soap «lite» (2018-2024). Sie ist wie «lite» voller attraktiver junger Menschen, die reichlich Sex haben, voller Intrigen und Geheimnisse, leidet aber gleichzeitig unter oft nur oberflchlich gezeichneten Figuren, die noch dazu meist nicht sonderlich sympathisch sind. Letztlich gieren sie alle nach sportlichem Erfolg und einem lukrativen Sponsorendeal des vage zwielichtigen Modekonzerns Olympo und dabei ist ihnen nahezu jedes Mittel recht, unter anderem auch Doping.

Soapig-seichtes Drama

Das Training selbst, das wohl fr den Erfolg am wichtigsten wre, geht in der Serie aber vor lauter Intrigen und Beziehungsdramen fast ein wenig unter. So ist etwa die Synchronschwimmerin Amaia (Clara Galle), deren berambitionierte Mutter sie gnadenlos zum Erfolg antreibt, vor allem damit beschftigt, dem seltsamen Verschwinden ihrer Freundin und Teamkollegin Nuria (Mara Romanillos) nachzuspren und ihre kriselnde Beziehung zum Rugbyspieler Cristian (Nuno Gallego) zu navigieren. Dieser wiederum fliegt fast von der Schule und kann sich nur dank seinem lteren Bruder halten, einem frheren Rugby-Star, der nun in der Sponsoren-Jury von Olympo sitzt.

Die etwas ernsthafteren Elemente der achtteiligen Serie neben den queeren Geschichten insbesondere das Doping und der enorme Leistungsdruck auf die jungen Sportler*­innen gehen inmitten des ansonsten soapig-seichten Sportdramas nahezu unter. Wer allerdings an den aktuellen warmen Sommerabenden einfach ein bisschen Zerstreuung mit reichlich nackter Haut sucht, ist bei «Olympo» sicherlich nicht schlecht aufgehoben.

Frherer Rugby-Profi in schwuler Rolle

Zudem reprsentiert Roque-Darsteller Agustn Della Corte in gewisser Weise die realen Fortschritte im Profisport. Der 27-Jhrige war ein professioneller Rugby-Spieler fr Uruguay und trat 2019 sogar bei der Weltmeisterschaft an. 2020 zog er sich zurck und konzentrierte sich auf die Schauspielerei; 2023 hatte er seinen ersten Auftritt im Oscar-nominierten Flugzeugabsturzdrama «Society of Snow», das auf realen Ereignissen beruht. Dass ein heterosexueller Ex-Rugby-Profi sich auf eine solche, noch dazu sexuell derart explizite Rolle einlsst, zeigt, dass sich auch in diesem Bereich etwas bewegt.

In einem Interview erklrte Della Corte, dass die Rolle ihm geholfen habe, mit seinen eigenen Gefhlen in Berhrung zu kommen. «Roque verschaffte mir Zugang zu einer Verletzlichkeit, mit der ich mich zuvor noch nie auseinandergesetzt hatte. Es gibt da dieses Klischeebild, dass Rugbyspieler harte Kerle sein mssen. Aber einige der sensibelsten Mnner, die mir je begegnet sind, waren Teamkollegen. Roque bricht mit diesen Stereotypen.»

Auerdem sei er stolz, die queere Community in dieser Geschichte mitzureprsentieren, und spre auch eine entsprechende Verantwortung. «Es freut mich, dass diese Themen fiktional angegangen werden, denn die Ereignisse in der realen Welt zeigen, wie ntig das noch immer ist.»