Queere Selbstreprsentation: Wenn Portrts zu Stimmen werden
Die Einteilung der Welt in «mnnlich» und «weiblich» prgt nahezu alle gesellschaftlichen Bereiche: von amtlichen Formularen ber medizinische Diagnosen bis hin zu ffentlichen Toiletten. Diese binre Ordnung vermittelt den Eindruck von Klarheit und Natrlichkeit. Dabei verschleiert sie, dass Geschlecht kein starres System, sondern ein unendliches Spektrum ist. Menschen, die auerhalb dieser Kategorien leben, machen das tagtglich sichtbar und stoen dabei nicht selten auf Ignoranz, Unverstndnis oder offene Feindseligkeit.
Das Fotobuch «Beyond Binary» (Amazon-Affiliate-Link ) von Fotograf*in und Herausgeber*in Jeannette Petri setzt hier an. Es entwirft einen utopischen Raum der Geschlechterdiversitt, in dem nichtbinre und trans Personen selbstbewusst und verletzlich zugleich zu Wort kommen. Als Langzeitprojekt angelegt, versteht sich das Buch als offenes Archiv queerer Selbstreprsentationen. Entstanden ist ein vielstimmiges, visuell kraftvolles Werk, das persnliche Geschichten mit politischer Dringlichkeit verbindet.
Portrts und handgeschriebene Briefe
Im Zentrum stehen Portrts und handgeschriebene Briefe von Menschen mit (trans) nichtbinren Identitten. Sie sind zwischen 15 und 72 Jahren alt und bringen ganz unterschiedliche Lebensrealitten mit: darunter People of Color, neurodiverse und behinderte Menschen, Eltern, Knstler*innen, Aktivist*innen. Allen gemeinsam ist der Mut, sich jenseits von aufoktroyierten Kategorien und Normen zu zeigen.
Die Portrtierten beantworten zwei Fragen: «Was ist deine Geschlechtsidentitt, und was bedeutet es fr dich, (trans*) non-binr zu sein?» sowie «Was wnschst du dir fr unsere Gesellschaft in der Zukunft in Bezug auf Gender?». Die Antworten reichen von Gedichten ber biografische Erzhlungen bis hin zu Gekritzeltem oder Zeichnungen so unterschiedlich wie Queersein selbst.
Petri versteht Geschlechtervielfalt intersektional: In den Briefen geht es nicht nur um Gender, sondern auch um Rassismus, Ableismus, Neurodiversitt, polyamore Familienstrukturen, Elternschaft, Traumata und Diskriminierung. Die Portrts strahlen Stolz, Sanftheit und Entschlossenheit aus und summieren sich zu einem kollektiven Statement gegen das patriarchale System.
Gestalterisch erinnert «Beyond Binary» an eine Collagen-Mappe aus der Bildenden Kunst. Fotos, handschriftliche Notizen und Zeichnungen fgen sich zu einer offenen Struktur, die sich jederzeit erweitern liee. Auf dem Cover prangt das Portrt von Quinn vor rosa Hintergrund, das uns im Buch wiederbegegnet. Dazu glitzert die silbern-regenbogenfarbene Schrift. Ein starkes visuelles Signal.
«Beyond Binary» ist mehr als ein Fotobuch
Das Buch ist intim und persnlich, ohne jedoch privat zu werden. Man sprt das Vertrauen zwischen Fotograf*in und Portrtierten. Dabei entsteht nicht minder ein seltener Moment echter queerer Selbstreprsentation.
Im Innenteil bietet ein Glossar von Valo Christiansen wichtige Begriffserklrungen, ergnzt durch einen Essay von Luca Mael Milsch unter dem Titel «Mit der Zeit brechen». Darin heit es: «No Pride for some of us without liberation for all of us.» Dieser Satz knnte ebenso gut als Leitmotiv ber dem gesamten Projekt stehen. Passend dazu wurde fr die Publikation eine eigens entwickelte post-binre Schrift verwendet. Ein subtiles, aber kraftvolles Statement.
«Beyond Binary» ist mehr als ein Fotobuch. Es ist Dokument, Manifest und zrtliche Hommage an die Vielfalt innerhalb der Vielfalt. Es zeigt eindrucksvoll, dass nichtbinre Identitten keine Randerscheinung, sondern selbstverstndlicher Teil gesellschaftlicher Realitt sind. Gerade in Zeiten, in denen queere Menschen besonders trans und nichtbinre Personen vermehrt Zielscheibe rechter Angriffe werden, setzt diese Publikation ein wichtiges Zeichen: Sichtbarkeit ist politisch.
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