So queer werden die Emmys 2025
So queer wie im vergangenen Jahr waren die Emmys, der wichtigste und grte Fernsehpreis der Welt, selten. Gewinne fr «Hacks» und «The Traitors», «Rentierbaby» wurde zum groen Abrumer, und «Ripley» oder «Fellow Travelers» waren genauso nominiert wie Jodie Foster und Lily Gladstone. Mit dieser Ausbeute kann der Jahrgang 2025 nicht mithalten. Doch es gibt trotzdem jede Menge queere Nominierte und Geschichten mit LGBTI-Bezug, die sich zumindest Hoffnungen auf ein paar Preise machen drfen, wenn in der Nacht von Sonntag auf Montag zum 77. Mal die Emmy Awards verliehen werden. In Deutschland wird die Show live bei MagentaTV+ bertragen.
Ob die wunderbare Serie «Hacks», in der es bekanntlich nur so wimmelt vor queeren Figuren und Schauspieler*innen, auch fr die vierte, in Deutschland bislang noch nicht verfgbare Staffel als Beste Comedy-Serie ausgezeichnet wird, bleibt abzuwarten. Im vergangenen Jahr konnte sie sich berraschend gegen den Favoriten «The Bear» durchsetzen, doch dieses Mal gibt es mit Seth Rogens Serie «The Studio» neue Konkurrenz. Und die gehrt mit insgesamt 23 Nominierungen in diesem Jahr zu den absoluten berfliegern. Verdienterweise, selbst wenn Queerness in dieser Hollywood-Satire (trotz Dewayne Perkins in einer Nebenrolle) eher kleingeschrieben wird. Mit «Abbott Elementary» und «What We Do in the Shadows» sind in der gleichen Kategorie allerdings auch zwei weitere Comedy-Serien nominiert, in denen immerhin queere Figuren tragende Rollen spielen.
Viele queere Schauspieler*innen nominiert
Erfreulich lang ist in diesem Jahr die Liste der ffentlich queeren Schauspieler*innen, die in den verschiedenen Kategorien nominiert sind. Besonderes Augenmerk gilt dabei den besten Nebendarstellern in einer Comedy-Serie, denn hier sind gleich vier der sieben Nominierten Teil der Community: Colman Domingo («The Four Seasons»), Bowen Yang («Saturday Night Live»), Michael Urie («Shrinking») und Jeff Hiller («Somebody Somewhere»). Mit Tramell Tillman, der mit der zweiten Staffel der viel gelobten Serie «Severance» endlich lang berfllige Beachtung gefunden hat, ist auch in der Drama-Kategorie ein schwuler Nebendarsteller nominiert.
Bei den weiblichen Nebenrollen ist im Comedy-Bereich zum vierten Mal in Folge Hannah Einbinder nominiert, auch wenn die als Ava Daniels in «Hacks» eigentlich ganz klar eine Hauptrolle spielt. Ihre Chancen auf einen Emmy werden in diesem Jahr auf jeden Fall hher eingeschtzt als in der Vergangenheit. Noch mehr Hoffnung darf sich die lesbische Britin Erin Doherty machen, deren in einem Take gedrehte Verhr-Episode im Vierteiler «Adolescence» zu den ganz groen Serien-Momenten des Jahres gehrt.
Bella Ramsey zum zweiten Mal nominiert
Auch bei den Hauptrollen lassen sich geoutete Schauspieler*innen unter den Nominierten finden. Cooper Koch etwa ist, anders als sein Serien-Burder, fr Ryan Murphys «Monsters: The Lyle & Erik Menendez Story» nominiert. Und Ayo Edebiri, die fr die erste Staffel von «The Bear» noch als Nebendarstellerin mit dem Emmy prmiert wurde, ist nun wieder als Beste Hauptdarstellerin in einer Comedy-Serie nominiert. Auerdem ist Bella Ramsey nun die erste nichtbinre Person, die zweimal fr den Emmy nominiert wurde, einer weiteren Nominierung fr «The Last of Us» als Beste Hauptdarstellerin in einer Drama-Serie sei Dank.
Zu den Favoriten des Abends gehrt neben «Severance», «Adolescence» und «The Studio» natrlich auch die dritte Staffel von «The White Lotus». Neben einem Groteil des Ensembles ist dabei vor allem Mike White nominiert, der bisexuelle Schpfer der Serie, nominiert. Er darf sich nicht nur in der Kategorie Beste Drama-Serie Hoffnungen machen, sondern auch in Sachen Regie und Drehbuch. Apropos: Bei den Comedy-Drehbchern wurde erfreulicherweise auch die viel zu wenig bekannte Serien-Perle «Somebody Somewhere» von und mit Bridget Everett nicht bersehen. Und bei der Regie hat Sitcom-Veteran James Burrows («Will & Grace») eine Chance, fr die ansonsten bergangene Serie «Mid-Century Modern» ber eine Gay-WG in Palm Springs.
Auch «RuPaul’s Drag Race» im Rennen
Bleibt noch der Blick auf die nicht-fiktionalen Produktionen. Whrend bei den Talkshows wie immer weie hetero Mnner den Ton angeben, knnte «Saturday Night Live» (wo jenseits von Bowen Yang aktuell nicht viel Queerness angesagt ist) gleich mehrfach gewinnen: als beste Scripted Variety Serie, aber auch in der Kategorie Variety Special, wo «SNL50: The Anniversary Special» und «SNL50: The Homecoming Concert» unter anderem gegen «Beyonc Bowl» antreten.
Als Beste Reality-Competition-Show sind auerdem einmal mehr «RuPaul’s Drag Race», das von der lesbischen Kchin Kristen Kish moderierte «Top Chef» sowie die US-Version von «The Traitors» im Rennen. Fr letztere wurde der schwule Schauspieler Alan Cumming bereits vergangenes Wochenende zum zweiten Mal in Folge als Bester Moderator ausgezeichnet (queer.de berichtete).
Ein Hinweis in eigener Sache: Unser freier Autor Patrick Heidmann wird auch in diesem Jahr die Emmy-bertragung auf MagentaTV+ moderieren.
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