«Some days, I’m a woman, some days, I’m a man»
«Some days, I’m a woman, some days, I’m a man», lautet es in «Hammer», dem Opener zum vierten Lorde-Album. Erst vor kurzem uerte sich die neuseelndische Knstlerin in einem Gesprch mit Chappell Roan ber ihre Geschlechtsidentitt. Sie fhle sich regulr als Frau, auer an den Tagen, an denen sie sich als Mann wahrnehme. Ihr Gender sei nicht radikal, als non-binr definiere sie sich gegenwrtig jedoch noch nicht. Trotzdem dreht sich auf ihrem neuen Longplayer «Virgin» (Amazon-Affiliate-Link ) vieles um neueste Erkenntnisse und sehr persnliche Erlebnisse.
Um Jungfrulichkeit im sexuellen Sinne gehe es auf dem Album nicht, sagt sie selbst. Mehr um Reinlichkeit bei Metallen, um die Kombination aus «vir» und «gyne», den lateinischen Begriffen fr Mann und Frau, also um Androgynitt. Aber eben zustzlich auch um die alleinige Position der Frau, die nicht an einen Mann gebunden ist. Schlielich trennte sich die 28-jhrige Knstlerin whrend der Kreativphase zum Album von ihrem langjhrigen Partner, was mit viel Schmerz und Leid verbunden war, der laut ihren eigenen Erzhlungen oft in Alkohol ertrnkt wurde.
Zurck zu den Anfngen
Sowieso steckte sie seit ihrem im Sommer 2021 erschienenen Werk «Solar Power» in einer Identittskrise. Erstmalig gab es nmlich besonders auf der Fanseite fr ihre Arbeit ordentlich Kritik. Mit dem vertrumten Strandsound der letzten Platte konnten nmlich einige so gar nichts anfangen. Das Gute direkt an dieser Stelle: Damit hat «Virgin» fast nichts mehr zu tun, hier geht es eher zurck zu den Anfngen.
Allerdings werden eher die Anhnger*innen von «Melodrama» (2017) happy als die des Debtalbums «Pure Heroine» (2013). «Virgin» ist wesentlich elektronischer als der Vorgnger, lsst aber weiterhin in Groteilen die Geflligkeit ihrer ersten Hits vermissen. Trotzdem lohnt es sich, der rund 35 Minuten langen LP und ihren elf Tracks mehrere Anlufe zu gewhren. Sofort zugnglich ist vieles nicht, aber auch nicht zu verschachtelt.
Lordes Zusammenarbeit mit Charli xcx in jngster Vergangenheit scheint ihr besonders gut gefallen zu haben. Gleich mehrere Songs knnten so von dem mit Preisen und Lobeshymnen nur so berhuften «Brat» aus dem vorigen Jahr entnommen sein. Ihr voriger Hauptproduzent Jack Antonoff (Snger der Indie-Band Bleachers) wurde nun gegen Jim-E Stack eingelst, der neben Bon Iver, The Kid LAROI und Sia zuletzt eben fr Charli xcx zustndig war. Vor allen Dingen in «Hammer» und «Broken Glass» knnen Parallelen nicht von der Hand gewiesen werden. «Broken Glass» ist aber neben der Vorabsingle «What Was That» der Song, der dank melodischer Hook am schnellsten ins Ohr geht.
Der Eisprung als Rausch
Ihre Bhnenangst berwand die zweifache Grammy-Preistrgerin mit einer MDMA-Therapie. Auch zu diesen Eindrcken gibt es Einblicke, wie beispielsweise in «What Was That». Weitere Inspirationen waren auerdem das Absetzen von Verhtungsmitteln. Wer sich das Cover von «Virgin» genau anschaut, erkennt in der Rntgenaufnahme ihres Unterleibs neben Reiverschluss und Grtelschnalle nmlich auch eine Verhtungsspirale. Als Lorde diese entfernen lie und ihr Eisprung einsetzte, beschrieb sie auch dieses Gefhl als drogenrauschhnlichen Zustand. Das sind auf jeden Fall mal untypische Backgroundstorys fr Songs.
In «Clearblue» gibt es ein fast zweimintiges A-cappella-Kleinod. Neben ihrer prgnanten Stimmfarbe gibt es nur einige Verzerrer sowie sanfte Chre im Hintergrund. «My hips moving faster, I rode you until I cried, how’s it feel being this alive?». Viel intimere Umschreibungen gehen wohl kaum. In der Produktion hingegen bleibt «Virgin» im krassen Gegensatz zu den Lyrics aber meist in der Distanz. Lorde selbst beschreibt die Farbe ihres Albums als «transparent» und sie muss es als Synsthetikerin, also als eine Person, die beim Hren von Musik Farben sieht, ja wissen. Hat man jedoch ihre Assoziation im Hinterkopf, besttigt sich der Eindruck schon beim ersten Durchlauf. Steril, klinisch, wenig aufdringlich.
Irgendwo zwischen artsy Electronica («GRWM»), Drum and Bass («Shapeshifter») und Indie-Pop mit 80s-New-Wave-Anleihen («Favourite Daughter») positioniert sich Lorde auf jeden Fall verspielter und herausfordernder als noch vor vier Jahren, macht es einem aber nicht ganz leicht. Liebhaber*innen ihrer frheren Charterfolge knnten hier den Weg zu ihr zurckfinden, mssen aber auf Radiobanger wie «Royals» weiterhin verzichten. Wer Lorde mit «Virgin» live erleben will, hat im Dezember in Mnchen (1.12.), Kln (3.12.) und Berlin (5.12.) die Gelegenheit dazu.
Links zum Thema:
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