SPD-Ministerien widersetzen sich Genderverbot der Union
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SPD-Ministerien widersetzen sich Genderverbot der Union

Letzte Woche hatte ein Sprecher des CDU-gefhrten Digitalministeriums angekndigt, dass die gesamte Bundesregierung auf sogenannte Gendersprache verzichten werde (queer.de berichtete). Mehrere SPD-Ministerien widersprechen gegenber dem «Tagesspiegel» (Bezahlartikel) dem Edikt des Koalitionspartners.

Das Umweltministerium von Carsten Schneider (SPD) betonte etwa auf Anfrage, dass geschlechtersensible Sprache zu einem diskriminierungsfreien Miteinander beitrage. «Konkret bedeutet dies, alle Geschlechter in der Sprache mit einzubeziehen», so ein Sprecher. Das Arbeitsministerium von SPD-Chefin Brbel Bas erklrte ausdrcklich: «Im rein internen Schriftverkehr kann eine Wortbildung mit einem Gendersternchen erfolgen.» Dies wrde auch in Social-Media-Posts genutzt, weil diese Form krzer und dort oft die Zeichenzahl wichtig sei.

Entwicklungsministerium: Gendersternchen ist «Standard»

Am weitesten geht das Bundesentwicklungsministerium von AlabaliRadovan (SPD). Demnach sei die Nutzung des Gendersternchens «Standard», sowohl in der internen als auch in der externen Kommunikation.

Viele unionsgefhrte Ministerien berufen sich dagegen meist auf die Empfehlungen des Rates fr die deutsche Rechtschreibung, der Genderzeichen im Wortinneren nicht als «Kernbestand der deutschen Orthografie» einstuft (queer.de berichtete). Das generische Maskulinum findet allerdings kaum noch Verwendung, vielmehr sollen beide Geschlechter die Doppelnennungen wie «Lehrerinnen und Lehrer» dargestellt werden. Nichtbinre Menschen, so die Kritik, werden dadurch sprachlich unsichtbar gemacht anders als in der Form «Lehrer*innen». Allerdings gibt es auch nicht geschlechtliche Synonyme wie in diesem Fall «Lehrkrfte».

Geschlechtergerechte Sprache soll laut den Untersttzer*innen zur Vermeidung von Geschlechterstereotypenbeitragen und auch nichtbinre Menschen sichtbar machen. In den letzten Jahren ist das Thema aber von Rechts zu einem Kulturkampf hochstilisiert worden. Letztes Jahr stellte deshalb Duden-Chefin Kathrin Kunkel-Razum bedauernd fest, dass in der aufgeheizten Atmosphre in Deutschland keine sachliche Debatte mehr ber das Gendern mglich sei (queer.de berichtete).

Insbesondere in Union, FDP und AfD berufen sich Politiker*innen deshalb auf den Duden, der diese Schreibweise nicht zulasse. Kunkel-Razum bezeichnete diese Fokussierung aber als irrational, weil etwa andere, nach der deutschen Rechtschreibung «verbotene» Schreibweisen niemanden interessierten. So erklrte sie, dass etwa Prozentzeichen oder Hashtags eigentlich «nach den geltenden Rechtschreibregeln nicht zulssig» seien. Hier gebe es aber keinerlei Aufregung.

Als erstes Mitglied der neuen Bundesregierung hatte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) angekndigt, in ihrer Behrde das Gendern offiziell zu verbieten (queer.de berichtete). Zuletzt nahm KulturstaatsministerWolfram Weimer (parteilos) den Kampf gegen geschlechtergerechte Sprache auf und forderte sogar, dass ffentlichgefrderte Institutionen wie Museen oder der ffentlich-rechtliche Rundfunk nicht mehr gendern sollten (queer.de berichtete). Sanktionen hat die Bundesregierung aber bislang noch nicht ausgesprochen. (dk)

Wenn ihr demnchst einen Brief oder Tagebuch schreibt, passt bitte auf:Es knnte sein, dass pltzlich jemand im Auftrag des Kultur-Staatsministers vor eurer Tr steht und eure Sprache regulieren will!