Streicht endlich den Satz «Er bekannte sich zu seiner Homosexualitt»!
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Streicht endlich den Satz «Er bekannte sich zu seiner Homosexualitt»!

Manchmal wnscht man sich, man knnte einem Satz einfach hflich die Tr zeigen. Oder ihm sagen: «Du, wir hatten unsere Zeit, aber jetzt wird’s peinlich.» Einer dieser Stze ist: «Er bekannte sich zu seiner Homosexualitt.»

Klingt erst mal harmlos, oder? Geradezu edel. Da bekennt sich jemand. Wie mutig. Wie ehrlich. Wie 1954.

Denn mal ehrlich: Wer «bekennt» sich heute noch zu etwas, das er schlichtweg ist? Niemand sagt: «Sie bekannte sich zu ihrer Introvertiertheit.» Oder: «Er bekannte sich zum Genuss von Marzipan.» Und doch hlt sich dieses eine sprachliche Fossil hartnckig in Zeitungsartikeln, TV-Dokus und Politikerportrts, als wre es im Duden unter «Pflichtformulierung fr alles Nicht-Heterosexuelle» einzementiert worden.

«Bekennen» riecht nach Reue, Mut und Drama

Das Wort «bekennen» trgt schwer. Es riecht nach Reue, nach Mut, nach Drama. Es hat etwas Kirchliches, etwas Gerichtssaalmiges, als msse man sich erklren, rechtfertigen, beugen. Und genau das macht es so seltsam fehl am Platz, wenn es um eine schlichte Tatsache wie sexuelle Orientierung geht.

Ein Teil des Problems ist vielleicht auch die deutsche Sprachkultur selbst besonders im Journalismus. Anglizismen werden dort oft umschifft, als htte man Angst, mit dem falschen Wort das Abendland zu gefhrden. Also schreibt man lieber umstndlich «bekennen», statt einfach zu sagen: «Er outete sich.» Oder, noch besser: «Er sagte, dass er schwul ist.»

Denn so einfach ist es manchmal: Er ist schwul. Punkt. Sie liebt Frauen. Punkt. Sie leben zusammen. Punkt.

Die simple Kunst des ganz Normalen

Sprache schafft Realitt. Und wenn wir wollen, dass Homosexualitt kein Spektakel mehr ist, dann sollten wir aufhren, sie wie ein solches zu behandeln. Nicht durch laute Parolen, sondern durch die simple Kunst des ganz Normalen und Einfachzusagens.

Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir uns alle zu etwas bekennen: Zur Abschaffung des Satzes «Er bekannte sich zu seiner Homosexualitt.»

Er hat’s hinter sich. Wir auch. Und die Sprache? Die darf jetzt gern ein bisschen erwachsener werden.