Transfeindliche Demo vor der Uniklinik Mnster
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Transfeindliche Demo vor der Uniklinik Mnster

Am Montag versammelten sich rund 25 transfeindliche Akteur*­innen vor dem Uniklinikum Mnster. Die Organisation «Frauenheldinnen» und andere wollten damit gegen eine Zitat «Transmedizin» demonstrieren. Unbeantwortet blieb die Aktion nicht: ber 100 Menschen protestierten vor Ort lautstark gegen Transfeindlichkeit.

Proteste vor Kliniken eine antifeministische Tradition

Seit Jahren ist es eine bekannte Aktionsform radikaler Abtreibungsgegner*­innen: Sie stehen vor Kliniken, Praxen oder Beratungsstellen, um auf das angebliche «Unrecht» aufmerksam zu machen, das an diesen Orten passieren wrde. Mit Plakaten und anderen Kundgebungsmaterialien sollen zudem (potenzielle) Patient*­innen dazu angehalten werden, ihre Entscheidung zu berdenken.

In Mnster haben nun ausgerechnet selbsternannte Feminist*­innen dieses Vorgehen fr ihren transfeindlichen Feldzug adaptiert. Gemeinsam haben beide Gruppen, dass ihre Kundgebungen sich gegen krperliche Selbst­bestimmung richten: das Recht auf reproduktive Selbst­bestimmung einerseits und das Recht auf geschlechtliche Selbst­bestimmung andererseits.

«Kein Kind steckt im falschen Krper»

Zur Kundgebung in Mnster hatte der Verein «Frauenheldinnen» aufgerufen, der in der Vergangenheit bereits durch transfeindliche Mobilisierungen aufgefallen war. Laut Veranstalter*­innen sei die Wahl auf die Universitt Mnster gefallen, da das Uniklinikum «exemplarisch fr Einrichtungen» stnde, die «geschlechts­angleichende Behandlungen» bei Jugendlichen anbieten.

Auf Sharepics, mit denen zur Kundgebung vor der Kinder- und Jugendpsychiatrie mobilisiert wurde, war der Oberkrper einer Person nach einer Mastektomie zu sehen. Darauf in Grobuchstaben: «Transmedizin ist ein Verbrechen! Keine Verstmmelung von gesunden Kindern! Weder in Mnster noch anderswo!».

Einige der am Montag in Mnster Anwesenden trugen weie Klinikittel. Um medizinisches Personal handelte es sich bei den Kundgebungs-Teilnehmer*­innen jedoch nicht. Auf ihren Schildern hie es: «Bundeskanzler Friedrich Merz, halten Sie Ihr Wahlversprechen. Kippen Sie das Selbst­bestimmungs­gesetz» oder «Bei der Geburt zugewiesenes Geschlecht? Kein Kind steckt im falschen Krper.»

Die Redner*innen neue Schulterschlsse

Als Rednerin trat neben Stefanie Bode (die erst krzlich der queerfeindlichen «Demo fr alle» ein Interview gegeben hatte), David Allison («Trans Teens Sorge Berechtigt»), Eva Engelken («Frauenheldinnen») und anderen auch Birgit Kelle auf. Kelle ist auch fr das rechte Hetz-Portal «Nius» aktiv und trat im April beim «Marsch fr das Leben» radikaler Abtreibungsgegner*innen in Mnchen mit einer Rede auf.

In Deutschland hatte es bereits vor der Aktion am Montag schon Schulterschlsse zwischen selbsternannten «Lebensschtzer*innen» und n Feminist*innen gegeben wenn es gegen die Rechte von trans Personen geht: Im September 2024 zum Beispiel waren bei der Kundgebung von «Lasst Frauen sprechen» gegen das Inkrafttreten des Selbstbestimmungsgesetzes vor dem Berliner Reichstag auch Vertreter*innen der queerfeindlichen «Demo fr alle» sowie Akteur*innen anwesend, die bereits den antifeministischen «Marsch fr das Leben» untersttzt hatten.

Gehsteigbelstigung vor Praxen und Kliniken

Dass auch in Deutschland transfeindliche Akteur*innen vor Praxen und Kliniken protestieren, war nur eine Frage der Zeit. In anderen Lndern gibt es schon lnger transfeindliche Proteste vor Gesundheits-Einrichtungen fr queere Menschen, am prominentesten ist der Kanadier «Billboard Chris», der sich Plakate mit transfeindlichen Inhalten um den Krper schnallt und unter anderem vor Kliniken demonstriert.

«Billboard Chris» wurde zuletzt in einem Rechtsstreit gegen eine australische Behrde von der «Alliance Defending Freedom» (ADF) untersttzt. Die internationale christlich-konservative Organisation hatte in der Vergangenheit auch selbsternannte «Lebensschtzer*innen» bei Verfahren gegen das Verbot der «Gehsteigbelstigung» vor Praxen und Kliniken untersttzt.

Weiterer Protest am Mittwoch in Berlin

Seit der Ergnzung des Schwangerschaftskonfliktgesetzes durch den «Gehsteigbelstigungs-Paragrafen» ist es Abtreibungsgegner*innen in Deutschland nicht mehr erlaubt, im Umkreis von 100 Metern Kliniken, Praxen oder Beratungsstellen zu belagern, die Schwangerschaftsabbrche oder Konfliktberatungen anbieten. Das Verbot gilt aber nicht fr Kliniken und Praxen, die andere Formen der notwendigen Gesundheitsfrsorge anbieten und damit auch nicht fr Einrichtungen, die Behandlung oder Beratung fr trans Personen anbieten.

Ob die Aktionsform der «Klinikproteste» in Deutschland gegen die Gesundheitsversorgung fr trans Personen zuknftige auf einen fruchtbaren Boden fllt, ist noch nicht absehbar. Eine zweite Aktion der «Frauenheldinnen» soll es jedoch bereits am Mittwoch in Berlin geben. Auch hier wird dazu aufgerufen, gegen «Transmedizin» zu protestieren. (ls)