Vor 25 Jahren beendete die Bundeswehr die Homosexuellen-Verfolgung
Heute ist es kaum vorstellbar doch bis zur Jahrtausendwende sind homosexuelle und trans Soldaten und auch einige Soldatinnen in der Bundeswehr systematisch diskriminiert worden. Sie galten als Sicherheitsrisiko, zudem knnten etwa schwule Offiziere wegen ihres angeblich «sprunghaften Lebenswandel» kein Vorbild sein, hie es ber Jahrzehnte. In den Anfangsjahrzehnten der Bundesrepublik (und auch der DDR-Armee) musste homosexuelle Beschftigte bei den Streitkrften damit rechnen, entlassen zu werden und wurden auerdem ins Gefngnis gesteckt. Spter konnten sie zwar in der Bundeswehr bleiben, wurden aber nicht mehr mit verantwortungsvollen Aufgaben betraut.
Die Verfolgung mussten dabei auch heterosexuelle Offiziere erfahren, die unter Homosexuellenverdacht gerieten. Die Kieling-Affre erschtterte etwa 1984 die Republik: Der damalige Verteidigungsminister Manfred Wrner (CDU) wollte seinen Star-General Gnter Kieling entlassen, weil dieser angeblich in einer schwulen Bar gesichtet worden war. Der Fall weitete sich zu einer Regierungskrise aus (queer.de berichtete)
Erst im Jahr 2000 hob der damalige Bundesverteidigungsminister Peter Struck (SPD) die diskriminierende Regelung auf und zwar am 3. Juli 2000, vor genau 25 Jahren. Damit wurde die institutionelle Diskriminierung queerer Menschen bei der Bundeswehr beendet immerhin nur sechs Jahre, nachdem Deutschland den diskriminierenden Paragrafen 175 abgeschafft hatte.
«Der Wind in der Bundeswehr hat sich gedreht»
Aus diesem Anlass hisste das Bundesverteidigungsministerium an seinen beiden Dienstsitzen in Berlin und Bonn die Flagge: «Der 3. Juli ist fr die Bundeswehr ein bedeutsamer Tag», betonte dabei Jan St, Leiter der Abteilung Recht und Organisation im Verteidigungsministerium. «Wir hoffen, mit dem deutlichen Zeichen gerade all jene zu erreichen, die seinerzeit im Wehrdienst auf ihre sexuelle Orientierung reduziert wurden. Sie drfen sich gewiss sein: Der Wind in der Bundeswehr hat sich gedreht. Hier zhlt heute Kameradschaft unabhngig von sexueller Orientierung oder geschlechtlicher Identitt.»
Zwar gab es auch danach Berichte ber Diskriminierungen. Das Verteidiungsministerium bernahm aber in den letzten Jahren sichtlich mehr Anstrengungen, diese zu unterbinden. 2021 beschloss der Bundestag auf Initiative von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) einen Gesetzentwurf zur Rehabilitation und Entschdigung von wegen ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentitt diskriminierten Soldat*innen (queer.de berichtete). Die Ministerin betonte damals, dass die «symbolische Wiedergutmachung» ein «Zeichen eines tiefen Bedauerns» sei.
Allerdings scheint es in der aktuellen Regierung nach Jahren der LGBTI-Liberalisierung einen Gegenreaktion zu geben. Das Bundesverteidigungsministerium darf daher nicht zum CSD das Ministerium beflaggen (queer.de berichtete). Immerhin kndigte das vom SPD-Politiker Boris Pistorius gefhrte Ministerium an, «auch am 26. Juli zum Christopher Street Day als Innenbeflaggung im Berliner Dienstsitz des Ministeriums» die Regenbogenfahne zu zeigen.
Noch heute knnen Opfer der Verfolgung die Rehabilitierung und eine (geringe) Entschdigung beantragen (Online-Antragsportal). Die gesetzliche Antragsfrist fr Entschdigungen luft am 23. Juli 2026 aus. (dk)
