Warum wir den Rechtsextremisten Liebich weiterhin Sven nennen
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Warum wir den Rechtsextremisten Liebich weiterhin Sven nennen

Hat ausgerechnet queer.de gegen das Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) verstoen? Wieso «misgendern» wir den rechtsextremen Aktivisten Sven Liebich, der jetzt doch im Ausweis offiziell Marla Svenja heit, emprten sich rechte Trolls und selbst User*innen aus der Community. Haben nicht auch Neonazis ein Recht auf Selbstbestimmung?

Wer so argumentiert, geht Liebich auf den Leim, der sich genau diese Spaltung der queeren Community erhofft hat und sich vermutlich kstlich ber die ganze Aufregung ber seine vermeintliche Transition amsiert. Fr ein «echtes» trans Coming-out gibt es keinerlei Ansatzpunkte. Sven Liebich, der vor anderthalb Jahren vor «Transfaschismus» warnte und queere Menschen als «Parasiten der Gesellschaft» bezeichnete, sich erst letztes Jahr ber «indoktrinierte» Kinder beim CSD emprte, die «nicht wissen, welches Geschlecht sie gerade haben», soll pltzlich eine trans Frau sein? Nein, diesem cis Mann geht es einzig um Provokation und darum, die LGBTI-Community und die Demokratie in Deutschland verchtlich zu machen.

Seine Abmahnungen haben keine Chance auf Erfolg

Das zeigen auch seine kalkulierten Abmahnungen, mit denen er mit Hilfe einer Anwaltskanzlei gegen das vermeintliche Misgendern in Medien vorgeht und aufgrund der angeblichen Verletzung seiner Persnlichkeitsrechte sogar Schmerzensgeld verlangt. Natrlich ist das Offenbarungsverbot im Selbstbestimmungsgesetz fr trans, inter und nichtbinre Menschen richtig und wichtig, doch der vom Verfassungsschutz beobachte Neonazi kann sich nicht darauf berufen. Das SBGG erlaubt bei ffentlichem Interesse explizit die Nennung des Deadnames, zudem hat der Hallenser Neonazi gegenber der «Mitteldeutschen Zeitung» seine vermeintliche neue Geschlechtsidentitt selbst zum Thema gemacht. Die Inanspruchnahme des SBGG ist auch keine Rehabilitation. Von Liebichs Drohungen sollten sich Medien nicht einschchtern lassen.

Ebenso absurd sind die Stimmen etwa aus der Union, die nun gro tnen, sie htten ja schon immer vor einem Missbrauch des Selbstbestimmungsgesetzes gewarnt. Ja, Sven Liebich hat das SBGG missbraucht, um Unruhe zu stiften aber sein neuer Vorname und Geschlechtseintrag haben keinerlei Auswirkungen auf die Sicherheit in Deutschland. Seine weitere Strafverfolgung ist sichergestellt, und er kommt bei einer rechtskrftigen Verurteilung nicht automatisch in den Frauenknast. Die Grundrechte von Straftter*innen knnen eingeschrnkt werden. Viele Bundeslnder sehen in ihren Strafvollzugsgesetzen Einzelfallregelungen vor, mgliche Gesetzeslcken gilt es zu schlieen. Mit seinem Vollbart darf Herr Liebich brigens nicht mal in die Frauensauna. Viel Lrm also um nichts.

Das Selbstbestimmungsgesetz hat sich bewhrt

Das neue Selbstbestimmungsgesetz hat nicht versagt, im Gegenteil. Mit seiner offensichtlichen Fake-Aktion will der Rechtsextremist doch nur ablenken von dem groen Erfolg der Ampel-Reform. Tausende trans, inter und nichtbinre Menschen in Deutschland haben seit November ohne ein entwrdigendes Verfahren endlich einen Geschlechtseintrag und Vornamen whlen knnen, die zu ihnen passen. Fr alle Betroffenen eine enorme Erleichterung. Auf den Standesmtern flossen nicht selten Freudentrnen.

Der SBGG hat sich bewhrt, daran ndert auch die praktisch bedeutungslose Provokation von Sven Liebich nichts. Wir sollten ihn und mgliche Nachahmer einfach ignorieren.