Als Prsident fhrte er die Ehe fr alle ein: Jos Mujica gestorben
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Als Prsident fhrte er die Ehe fr alle ein: Jos Mujica gestorben

Staatschef mit Strickjacke und Ikone der lateinamerikanischen Linken: Uruguays Ex-Prsident Jos «Pepe» Mujica ist im Alter von 89 Jahren einem Krebsleiden erlegen. «Mit tiefer Trauer verknden wir den Tod unseres Kameraden Pepe Mujica», erklrte Uruguays Prsident Yamand Orsi am Dienstag im Onlinedienst X. Die Regierung ordnete eine dreitgige Staatstrauer an. Linksgerichtete Staats- und Regierungschefs aus Lateinamerika und Europa wrdigten Mujica als «Vorbild» und «groen Revolutionr».

Con profundo dolor comunicamos que falleci nuestro compaero Pepe Mujica. Presidente, militante, referente y conductor. Te vamos a extraar mucho Viejo querido. Gracias por todo lo que nos diste y por tu profundo amor por tu pueblo.

Von 2010 bis 2015 amtierte er als Prsident des sdamerikanischen Landes. Whrend seiner Amtszeit sorgte er fr einen gesellschaftlichen Wandel, unter anderem mit der Legalisierung von gleichgeschlechtlichen Ehen (queer.de berichtete). Dabei wehrte sich Mujica gegen konservativen und kirchlichen Widerstand. Er erklrte etwa schlicht: «Die gleichgeschlechtliche Ehe ist lter als die Welt. Wir hatten ja Julius Csar oder Alexander den Groen. Und zu sagen, das sei eine moderne Erfindung ich bitte Sie! Die gleichgeschlechtliche Ehe ist viel lter als wir. Sie ist eine objektiv existierende Realitt. Sie nicht zu erlauben wrde fr uns bedeuten, ohne Grund Menschen zu foltern» (queer.de berichtete). Auch mit weiteren Reformen der Legalisierung von Abtreibungen und Cannabis war sein Land Vorreiter. Viele konservative Kommentatoren hatten damals vorausgesagt, dass diese «berzogene» Legalisierungswelle bald wieder zurckgedreht werden wrde. Doch davon ist bis heute nichts zu sehen.

«Bis in alle Ewigkeit, alter Freund»

Nach der Nachricht vom Tod Mujicas kam es in Uruguays Hauptstadt Montevideo zu spontanen Trauerbekundungen. Anhnger von Mujicas Bewegung fr Volksbeteiligung (MPP) versammelten sich vor der Parteizentrale und beschrifteten riesige Transparente mit der Aufschrift «Hasta siempre, viejo querido» (Bis in alle Ewigkeit, alter Freund). Vorbeifahrende Radfahrer*innen riefen: «Pepe auf ewig». Die Regierung teilte mit, dass Mujicas Leichnam am Mittwoch in den Parlamentspalast berfhrt und dort aufgebahrt werde.

Der wegen seines bescheidenen Lebensstils als «rmster Prsident der Welt» geltende Mujica wurde von der lateinamerikanischen Linken als Ikone verehrt. Er spendete den Groteil seines Prsidentengehalts, fuhr einen «Kfer» von Volkswagen aus dem Jahr 1987 und lebte mit seiner Frau und seinem dreibeinigen Hund auf einem kleinen Bauernhof am Rande der uruguayischen Hauptstadt Montevideo. Sympathisch war vielen Menschen auch sein einfacher Kleidungsstil am liebsten trat Mujica hemdsrmelig und in Strickjacke auf.

Mujica selbst wies die Bezeichnung «rmster Prsident der Welt» in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP 2012 zurck. «Ich lebe nicht in Armut», sagte er damals. «Ich lebe in Sparsamkeit. Ich brauche wenig zum Leben.»

Mujica verbrachte viele Jahre im Gefngnis

Mujica hatte in den Sechzigerjahren die Tupamaros-Stadtguerilla mitbegrndet. Die Zeit der Diktatur in Uruguay von 1973 bis 1985 verbrachte Mujica im Gefngnis, wo er gefoltert wurde und lange in Einzelhaft gehalten wurde. Nach seiner Freilassung grndete er die MPP, die grte linke Partei des Landes, im Jahr 1995 wurde er in das uruguayische Parlament gewhlt.

Im Mai vergangenen Jahres wurde bei Mujica Speiserhrenkrebs diagnostiziert. Seine Frau Luca Topolansky, ebenfalls Ex-Guerilla-Kmpferin der Tupamaros, hatte in dieser Woche erklrt, Mujica werde palliativmedizinisch versorgt.

Linksgerichtete Spitzenpolitiker*innen aus ganz Lateinamerika und Europa uerten sich nach der Nachricht von Mujicas Tod betroffen. Mexikos Prsidentin Claudia Sheinbaum nannte den Verstorbenen ein «Vorbild fr Lateinamerika und die ganze Welt». Kolumbiens Staatschef Gustavo Petro, selbst ein ehemaliger Guerrilla-Kmpfer wrdigte Mujica als «einen groen Revolutionr». Der spanische Regierungschef Pedro Snchez sagte, Mujica habe sein Leben lang fr «eine bessere Welt» gewirkt. (AFP/cw)