Frankreichs starker Mann der Rechten: Homophober Parteichef will Prsident werden
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Frankreichs starker Mann der Rechten: Homophober Parteichef will Prsident werden

Seine Berufslaufbahn begann er als kostmierter Reiter in einem patriotischen Historienspektakel, nun wurde er an die Spitze der konservativen Partei Les Rpublicains gewhlt: Frankreichs Innenminister Bruno Retailleau hat den Posten erobert, der ihm den Weg zur Prsidentschaftskandidatur 2027 ebnen soll. Der 64 Jahre alte Ultrakonservative hat sich in seinem Amt vor allem mit harter Einwanderungspolitik profiliert, ist aber auch fr seine rckwrts gewandten Ansichten bei gesellschaftlichen Themen, etwa LGBTI-Rechten, berchtigt.

Der praktizierende Katholik und dreifache Vater blieb bei Abstimmungen seiner konservativen Linie treu: Die Ehe fr alle lehnte er ebenso ab wie ein Verbot von «Konversionstherapien», das Recht auf knstliche Befruchtung oder die Aufnahme der Freiheit zur Abtreibung in die franzsische Verfassung.

Vor einigen Monaten lste er Kritik aus mit einem Ratschlag fr trans Menschen, die eine Geschlechtsanpassung erwgen: «Ein Gefhl ist keine Diagnose. Es knnte doch auch einfach eine homosexuelle Orientierung sein, zu der man stehen sollte», sagte er.

Schon Sarkozy machte Wahlkampf gegen Homosexuelle

Die franzsischen Konservativen stellten bislang fnf Prsidenten. Der bislang letzte war Nicolas Sarkozy, der 2012 einst Wahlkampf gegen die Ehe fr alle gemacht hatte und verlor. Sarkozy verbrachte seit Ende seiner Amtszeit wegen Korruptionsvorwrfen viel Zeit vor Gericht. Dies hat das Image seiner Partei nicht gerade befrdert.

Die Republikaner haben zudem eine schwere Zeit hinter sich: Der bisherige Parteichef Eric Ciotti hatte sich bei der Parlamentswahl 2024 mit der rechtsextremen Partei Rassemblement National verbndet und sich dann noch monatelang geweigert, sein Amt bei den Republikanern abzugeben.

Retailleau steht nun vor der Aufgabe, die Partei wieder zu einen und auf die Prsidentschaftswahl einzuschwren. Nach jngsten Umfragen bleibt er dabei allerdings noch im einstelligen Bereich. Zudem ist sein unterlegener Gegenkandidat fr den Parteivorsitz, Laurent Wauquiez, ebenfalls entschlossen, 2027 fr die Republikaner anzutreten.

In die Politik ist Retailleau hoch zu Ross gekommen: Der begeisterte Reiter nahm schon als Jugendlicher an Vorstellungen im Freizeitpark Puy de Fou teil, die der Konservative Philippe de Villiers entworfen hatte. Retailleau bernahm bald die Leitung des Parks, in dem bis heute auf spektakulre, allerdings historisch fragwrdige Weise die Geschichte Frankreichs vermittelt wird.

Retailleau trat spter in die von seinem Mentor gegrndete rechtsnationale Partei Mouvement pour la France ein und wurde deren Vizechef. De Villiers ebnete ihm auch den Weg in die franzsische Nationalversammlung bevor die beiden Politiker sich berwarfen und Retailleau in die konservative Partei wechselte.

Retailleau gegen EU-Vertrge und mit vlkischer Rhetorik

Als Senator stimmte Retailleau gegen die EU-Vertrge von Maastricht und Lissabon. Damals warnte er, dass diese die franzsische Souvernitt schmlern wrden.

Retailleaus Hauptthema der vergangenen Jahre war jedoch die Einwanderungspolitik. «Eine multikulturelle Gesellschaft ist immer auch eine multikonfliktuelle Gesellschaft», warnte er bereits 1997. Als Fraktionschef der Republikaner im Senat setzte er sich 2023 fr eine Verschrfung des Einwanderungsgesetzes ein. Er forderte unter anderem, die rztliche Versorgung fr Einwanderer*innen zu reduzieren.

Nach seiner Ernennung zum Innenminister zhlte er seine drei Prioritten folgendermaen auf: «Ordnung, Ordnung und Ordnung». In den vergangenen Monaten machte er vor allem Druck auf Algerien, damit das Land mehr Migrant*innen ohne Bleiberecht zurcknimmt als bisher.

Manche Parteimitglieder werfen Retailleau nun vor, dass er nicht gleichzeitig Regierungsmitglied, Parteichef und Prsidentschaftskandidat sein knne doch der neue starke Mann der Rechten scheint sich in dieser Dreifachrolle durchaus wohlzufhlen. (AFP/dk)