
Aus Protest mit dem Urinbeutel ins Parlament?
Wer rechte Populist*innen whlt, bekommt genau das: Verbote, die bis etwa 2015 niemand auf der Tagesordnung hatte, und das trotz zahlreich vorhandener trans* Frauen mit amtlicher Anerkennung ihres geuerten Geschlechts. Nur wegen einer einzelnen trans* Frau im Kongress, Sarah McBride, will die republikanische Abgeordnete Nancy Mace ihr per Parlamentsbeschluss die Benutzung der Damentoilette verbieten. Eine andere Republikanerin, Marjorie Taylor Greene, drohte ihr gar mit Gewalt (queer.de berichtete). Von wem nochmal geht hier die Gewalt tatschlich aus?
Nach 2015 kam die Kandidatur von Donald Trump auf das Prsidentenamt. Die Strategie, im Wahlkampf gegen die Ehe fr alle in den USA vorzugehen, hatte zuvor keinen Erfolg gehabt, und es musste etwas Neues her. Je kleiner die Minderheit, desto besser funktionieren Hasskampagnen in den sozialen Netzwerken. Da wo die Republikaner das Sagen hatten, wurden also «bathroom bills», also faktische Toilettenverbote fr trans* Personen in die Parlamente eingebracht und beschlossen. In den meisten Fllen hatten diese Verbote vor den Gerichten bislang keinen Bestand.
Die Republikaner wollen die Moral der 1950er aus der Mottenkiste holen
In den letzten beiden Jahren kamen in den republikanisch regierten Bundesstaaten noch Verbote geschlechtsangleichender Therapien (i.d.R. Hormontherapien) bei Jugendlichen dazu, wider die Empfehlungen der medizinischen Fachgesellschaften versteht sich. Die Abgeordnete Zooey Zephyr aus Minnesota sagte zur Recht, dass die Republikaner Blut an ihren Hnden haben, wenn sie so etwas beschlieen. Zwangs-Detransition macht trans* Jugendliche krank. Fr diese uerung wurde ihr der Zugang zum Plenarsaal fr die Dauer der Legislatur verboten (queer.de berichtete). Von wem nochmal wird hier die Meinungsfreiheit eingeschrnkt?
Die Republikaner wollen die Moral der 1950er aus der Mottenkiste holen und kommen mit Verboten um die Ecke (s.a. die «Genderverbote» der CDU/CSU in Bayern und Hessen), und Hardliner drohen mit Gewalt. Nachdem vor allem auf X fleiig Horror-Cartoons ber trans* Frauen verbreitet wurden, glauben die Republikaner, die ffentliche Meinung sei genug weichgeklopft, um eine «bathroom bill» in den Regierungsgebuden durchzusetzen.
«Gibt es nichts Wichtigeres?», hren wir von Populist*innen immer wieder zu queeren Themen. Das nennen wir Tter-Opfer-Umkehr. Trumps Wahlkampfteam hat mehr Geld fr Anti-Trans-Kampagnen ausgegeben als fr Themen zu Wirtschaft.
Freiheiten sind in Gefahr
Trans*-Bashing ist ein Ablenkungsmanver von Politiker*innen, die wie es aussieht allesamt Elefanten im Porzellanladen sind. Trumps Schattenkabinett lsst weitere dummdreiste Empfehlungen wie das Spritzen von Desinfektionsmittel in den Krper gegen Viren vermuten. Wenn es laut Robert F. Kennedy jr. doch jedem freigestellt ist, sich impfen zu lassen oder nicht, was haben die Republikaner sich dann in Arztpraxen einzumischen, die trans* Jugendliche behandeln? Wer nochmal mischt sich hier in die Therapiefreiheit ein?
Wir werden erleben, dass wie schon in Trumps erster Amtszeit «religise Berater» in allen staatlichen Einrichtungen den Kurs bestimmen. Das so etwas starke hnlichkeiten mit Diktaturen hat, fllt wohl nur evangelikalen Fundamentalisten nicht auf. In der Sowjetunion nannte man Leute mit diesen Aufgaben Politkommissare. Wer nochmal mischt sich hier in die Meinungsfreiheit ein?
Wir knnen Sarah McBride nur empfehlen, als Akt zivilen Ungehorsams whrend der Sitzungen im Kapitol einen Urinbeutel vor sich zu platzieren, damit das «Pipithema» der Republikaner als solches entlarvt wird. Die demokratischen Abgeordneten sollten Nancy Mace mal vor der Damentoilette warten lassen, vielleicht lernt sie dann etwas.
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