«Die katholische Kirche gehrt zu den queer­feindlichsten Organisationen weltweit»
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«Die katholische Kirche gehrt zu den queer­feindlichsten Organisationen weltweit»

Mit ziemlicher Sicherheit bin ich der erste rmisch-katholische Priester, der jemals hier auf der Hauptbhne des Mnchner CSDs stehen und das Wort ergreifen durfte.

Ich kann dies nicht tun, ohne gleich zu Beginn um Verzeihung zu bitten. Die katholische Kirche gehrt zu den queerfeindlichsten Organisationen weltweit. Unzhlige queere Menschen haben unter der Queerfeindlichkeit der katholischen Kirche gelitten und tun dies nach wie vor. Unzhlige queere Menschen haben in der katholischen Kirche oder durch die katholische Kirche familire, gesellschaftliche und berufliche Diskriminierung erfahren. All dies tut mir unendlich leid. Und dafr bitte ich alle Betroffenen, insoweit mir dies zukommt, aufrichtig um Verzeihung.

Zugleich habe ich zu danken, denn der Mut, die Beharrlichkeit und nicht zuletzt auch der ffentliche Druck der queeren Community haben dazu gefhrt, dass innerhalb der katholischen Kirche mittlerweile ein gewisses Umdenken eingesetzt hat. Dieses Umdenken und die damit einhergehenden Vernderungen mgen von auen kaum wahrnehmbar sein, aber innerhalb der katholischen Kirche sind sie nichts weniger als eine Art zweite kopernikanische Wende! Danke dafr! Danke fr Euren Mut! Danke fr Eure Beharrlichkeit! Ohne Euch wre das alles nicht mglich gewesen!

Unheilige Allianz zwischen konservativen Christen und der politischen Rechten

Leider gibt es aber auch eine gegenlufige Tendenz. Immer hufiger kommt es vor, dass konservative Christen von der politischen Rechten gekdert und fr ihre Zwecke instrumentalisiert werden. Immer hufiger kommt es vor, dass sich konservative Christen der politischen Rechten an den Hals werfen und meinen, dort ihr Heil zu finden. Immer hufiger kommt es vor, dass konservative Christen und die politische Rechte eine im wahrsten Sinn des Wortes unheilige Allianz bilden!

Ein besonders gruseliges Beispiel dafr fand just an diesem Wochenende, dem CSD-Wochenende, in der Olympiahalle statt: die sogenannte UNUM24-Konferenz. Vordergrndig betrachtet handelt es sich dabei um ein Treffen von Christen verschiedener Konfessionen, die sich darum bemhen, Trennendes zu berwinden und Gemeinsamkeiten zu strken. So weit, so gut. Problematisch wird es aber, wenn zur konfessionellen Schnittmenge dieser durchweg konservativen Christen eine Sexualmoral gezhlt wird, in der queere Menschen keinen Platz haben. Dazu gehren die Behauptungen, es gbe nur zwei Geschlechter, ein Mensch knne nicht im falschen Geschlecht geboren werden und Homosexualitt sei fr Gott ein Gruel. All das lsst sich nur dann mit der Bibel begrnden, wenn man von Geschichte und Bibelauslegung keine Ahnung hat.

Wachsam fr die Anfnge sein

Es mag nun sein, dass die Speaker der UNUM24-Konferenz tatschlich auf queerfeindliche uerungen verzichtet haben, um sich nur ja nicht angreifbar zu machen. Denn die ffentlichkeit schaut gerade hier in Mnchen Gott sei Dank sehr genau hin. Tatsache ist aber, dass sich unter den Speakern der Konferenz mehrere Personen finden, die schon fters durch queerfeindliche uerungen und rechtspopulistische Propaganda von sich Reden gemacht haben. Wer sich aber mit solchen Personen gemein macht, muss sich nicht wundern, selbst in den modrigen Geruch der Queerfeindlichkeit und des Rechtspopulismus zu geraten.

Ich bin den Veranstalter*innen des CSD Mnchen sehr dankbar, dass sie in diesem Jahr das Motto gewhlt haben: «Vereint in Vielfalt gemeinsam gegen Rechts». Hier in Mnchen, der einstigen «Hauptstadt der (faschistischen) Bewegung», wissen wir sehr genau, wie wichtig es ist, wachsam fr die Anfnge zu sein und diesen Anfngen zu wehren.

Die wahre UNUM-Bewegung, die wahre Bewegung der Einheit sind wir: «Vereint in Vielfalt gemeinsam gegen Rechts»!